Nicht der Teufel erwacht hier zu neuem Leben, sondern Seth, ägyptischer Gott des Chaos und des Verderbens. Erfüllt vom Zorn auf seine Kollegen, trachtet er danach, sie auszulöschen. Alle wohlgemerkt - auch wenn sie gar nicht Ra und Horus, sondern Odin, Athena oder Quetzalcoatl heißen. Verhindern soll dies freilich der Spieler, der hier entweder als Barbar aus dem Norden, griechische Amazone, aztekische Schamanin oder ägyptischer Kampfmagier auftritt.
Zugegeben: Die Hintergrundstory von "Loki" gewinnt keinen Blumentopf und bietet allenfalls den lockeren Rahmen für eine mystisch angehauchte Schlachtplatte, die zwar mit jeder Menge Weltuntergangskultur aufwartet, sich aber an bewährte Genre-Richtlinien klammert. Soll heißen: Monster werden im Akkord geplättet, Truhen geplündert und die Attribute des eigenen Helden so lange mit Erfahrungspunkten gefüttert, bis der eine unbezwingbare Kampfmaschine ist.
Immerhin: Die vier Charakterklassen von "Loki" unterscheiden sich deutlich voneinander - sowohl optisch, als auch bei der Wahl der Waffen und in ihren Eigenschaften. Jeder der Recken startet in seinen Heimatgefilden und arbeitet sich nach und nach in die anderen Welten und Zeitepochen vor. Dabei darf er diversen Göttern huldigen, die sich wiederum in Form von unterschiedlichsten Fähigkeiten - aufgeschlüsselt in Talentbäumen - erkenntlich zeigen. Ein Umstand, der "Loki" zu einem enormen Wiederspielwert verhilft - schließlich wollen alle Kombinationen einmal ausprobiert werden. Komfortabel: Gegen einen Goldobulus können bereits verteilte Götterpunkte neu vergeben werden. Fehler bei der Charakterentwicklung lassen sich so leicht ausbügeln ...
Weniger schön: Die Levels von "Loki" sind größtenteils zufallsgeneriert. Damit gleicht zwar kein Spiel dem anderen. Wegen der mangelnden Vielfalt innerhalb des Levelbaukastens bleiben Eis- und Lavahöhlen, Gebirgspässe und Tempelanlagen allerdings äußerst "berechenbar" - der Spieler weiß schnell, wo Kisten und Items in den wiederkehrenden Versatzstücken zu finden sind. Apropos: Profaner bis legendärer Nippes wandert schnurstracks in ein ebenso vorbildlich organisiertes wie umfangreiches Inventar. Hier hat Cyanide wirklich erstklassige Arbeit geleistet und komfortable Details wie die Markierungen neu aufgelesener Gegenstände eingeführt, die sich rasch als Standards etablieren dürften. Nur ein Vergleich zwischen der aktuellen und der betrachteten Ausrüstung fehlt.
Überflüssige Waffen, Schilde und Rüstungen können entweder verscherbelt oder auch recycelt werden: Beim Schmied lassen sich die Gegenstände in ihre Einzelteile zerlegen und auf Wunsch neu miteinander kombinieren - was wirklich ausarten kann. Darüber hinaus darf hier das eigene Equipment mit magischen Runen und seltenen Legierungen veredelt, gehärtet, verbessert werden.
"Loki" bietet eine Atmosphäre, die es von anderen Genre-Vertretern unterscheidet. Doch auch hier gibt es Licht und Schatten: Während manche Locations sehr stimmungsvoll ausfallen, wirken andere karg und langweilig. Vor allem Magier kämpfen sich anfangs stundenlang durch öde Wüstengegenden, in denen Skorpione und Tausendfüßler die einzige Abwechslung vom braunen Einerlei bieten. Amazonen und Schamaninnen kämpfen dagegen vornehmlich mit der enormen Größe der Karten, mit der sie konfrontiert werden. Geplagt wird "Loki" zudem von der sehr beschränkten künstlichen Intelligenz der Gegner und einigen üblen Bugs, die auch der erste verfügbare Patch noch nicht ausmerzen konnte. Dafür kann sich die frei dreh- und zoombare Grafik nebst Effektgewitter und haushohen Bossgegnern wirklich sehen lassen ...
Loki: Im Bannkreis der Götter
Hersteller/Vertrieb | Cyanide/Crimson Cow |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | PC |
Preis | ca. 45 Euro |
Altersfreigabe | ab 16 Jahren |
Fazit: "Loki" bringt viele altbekannte Ideen in einem frischen, neuen Gewand. Aber grundlegende Schnitzer im Gameplay sorgen immer wieder für eine gewisse Ernüchterung - vor allem, wenn man beim Betreten eines neuen Abschnitts bereits von unzähligen Viechern attackiert wird, obwohl der Ladebildschirm noch zu sehen ist. Das Spiel möchte so süchtig machen wie "Diablo 2" und gleichzeitig eine ganze Ecke mehr bieten. Dieses Konzept ging leider nicht ganz auf. Manchmal ist halt doch weniger einfach mehr ...