"Lost - Das Spiel" Verschollen im Fan-Dickicht

Keine Antworten, müßiges Gameplay, tolle Aufmachung: "Lost - Das Spiel" richtet sich vornehmlich an leidensfähige Fans. Ohne Vorkenntnisse wird der Survival-Trip jedoch zur Dschungelodyssee.

Bereits nach sechs bis sieben Stunden ist der Trip auf das mysteriöse Eiland, auf das es die 48 Überlebenden des Oceanic-Fluges 815 verschlagen hat, schon wieder vorbei. Und weil inhaltliche Besserwisserei unter den Fans der Serie verpönt ist, sollen hier nur die Eckpfeiler erörtert werden: "Lost - Das Spiel" setzt mit der Bruchlandung ein und reicht bis zum Ende der zweiten Staffel.

Im Mittelpunkt der in sieben Episoden unterteilten Geschichte steht keiner der bekannten Charaktere, sondern der Fotojournalist Elliot, der nach dem Crash unter akutem Gedächtnisverlust leidet. Diese Erinnerungslücken werden nach und nach durch spielbare Flashbacks gefüllt, in denen kleinere Hinweise aufgesammelt und bestimmte Motive geschossen werden müssen. Auf diese Weise erfährt Elliot, wer der düster dreinblickende Anzugträger ist, der ihn umzubringen droht, was mit seiner Freundin geschehen ist, die ihm häufig als Trugbild erscheint, und was die "Anderen" im Schilde führen ...

Trotz herumliegender Wasserflaschen gleicht "Lost" einer spielerischen Durststrecke. Immer wieder muss sich Elliot anhand von wenigen Orientierungspunkten durch das Dschungeldickicht schlagen und eingesammelte Kokosnüsse gegen Fackeln und Öllampen eintauschen, um düstere Höhlen gefahrlos zu durchschreiten. Dann wiederum soll er mäßige spannende Stromschalter-Rätsel lösen oder einen bestimmten Gegenstand suchen. Spielerische Freiheit? Fehlanzeige. Statt die Insel auf eigene Faust zu erkunden, verläuft das Geschehen in engen Bahnen.

Nur selten erreicht "Lost - Das Spiel" den Thrill der TV-Vorlage - etwa dann, wenn man zum ersten Mal der wabernden Rauchsäule begegnet, panisch vor ihr flieht oder die Zahlen 4, 8, 15, 16, 23, 42 in den Computer der Schwan-Einrichtung eingeben muss, um den gnadenlose tickenden Countdown zu stoppen. Spätestens jetzt dürfte aber auch jedem klar sein: "Lost" ist ein reines Spiel für Fans, für Außenstehende und Gelegenheitsgucker allerdings kaum nachvollziehbar. Zusammenhänge und Figurenkonstellationen werden nicht erklärt, manchmal fallen gar Namen von Personen aus der Serie, die im Spiel gar nicht auftauchen ...

Lost - Das Spiel

Hersteller/Vertrieb

Ubisoft/Ubisoft

Genre

Action-Adventure

Plattform

PC, PlayStation3, Xbox 360

Preis

ca. 45 / 60 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Die treuen Abrams-Jünger werden es jedoch umso mehr schätzen, dass Jack, Kate, Sawyer und all die anderen Charaktere exzellent auf den Bildschirm gebannt und mit den Original-Synchronstimmen versehen wurden, wenngleich diese ihre Dialogzeilen manchmal arg gelangweilt zum Besten geben. Große Mühe gab sich das Ubisoft-Studio Montreal, das zuletzt für "Assassin's Creed" verantwortlich zeichnete, indes bei der übrigen Präsentation des Spiels: Jede Episode beginnt - ganz der Serientradition verpflichtet - mit einem kleinen "Bisher bei Lost"-Rückblick und endet mit einem fiesen Cliffhanger. Dazwischen erwarten PC-, Xbox-360- und PS3-Abenteurer eine üppige Vegetation, tolle Lichteffekte, viele Ungereimtheiten und Ladepausen sowie das schöne Gefühl, mal mittendrin gewesen zu sein. Ob einem das jedoch 50 Euro wert ist, muss jeder selbst entscheiden ...

TELESCHAU
Gerd Hilber/Teleschau

PRODUKTE & TIPPS