"Penumbra: Black Plague" Grobmotorisches Gruseln

Vor ziemlich genau einem Jahr zeigte das kleine schwedische Team Frictional Games mit "Penumbra: Im Halbschatten", dass man auch ohne Millionenbudget ein Adventure mit dichter Horror-Atmosphäre auf die Beine stellen kann. Der Nachfolger "Black Plague" sorgt für Gänsehaut-Nachschub.

Ungewöhnlich für ein Adventure: Die Hintergrundstory ist in "Penumbra: Black Plague" eigentlich gar nicht so wichtig. Sie schließt direkt an den Vorgänger "Im Halbschatten" an und wird nur vage angedeutet: Einen jungen Mann verschlägt es auf der Suche nach den dunklen Geheimnissen seines Vaters nach Grönland - wer den ersten "Penumbra"-Titel nicht kennt, wird sich zunächst schwertun, die Zusammenhänge in "Black Plague" richtig herzustellen. Das macht aber nichts, denn "Black Plague" lebt zum größten Teil von der Atmosphäre.

Wenn sich der Spieler zu Beginn des Abenteuers in einer verschlossenen, heruntergekommenen Zelle wiederfindet, beschäftigt ihn weniger das "Warum", sondern einzig die Frage "Wie komme ich hier raus?" Dazu geht er vor, wie im richtigen Leben: Er öffnet Schubladen und Schränke auf der Suche nach nützlichen Werkzeugen, zerschmettert Kisten, um zu sehen, ob sich darin nicht irgendetwas für den Ausbruch zweckentfremden lässt. Alles ganz konventionell für ein Adventure, sollte man meinen. Wenn da nicht die raffinierte Steuerung wäre, die die Gesetze der Physik mit einbezieht. Man greift mit der Maus nach dem Türgriff und zieht diese auf, schiebt Möbelstücke durch den Raum und spürt dabei regelrecht ihr unterschiedliches Gewicht. Auf verschlossene Kästen schlägt man so lange mit Betonbrocken, Stühlen oder Eisenstangen ein, bis sie endlich aufspringen. Unsichere Passagen werden überwunden, indem man stabile Holzbretter drüberschiebt. Das alles funktioniert gut, allerdings hat man oft dabei den Eindruck, nur über zwei linke, recht unbeholfene Hände zu verfügen.

Sämtliche Puzzles ergeben sich so direkt aus den Möglichkeiten der Schauplätze und sind entsprechend logisch aufgebaut. Der Spieler fühlt sich in "Penumbra: Black Plague" ständig auf der Flucht. Dafür sorgen weniger die spärlich vorhandenen Gegner, sondern vielmehr die ständige Dunkelheit und die nervenaufreibende Geräuschkulisse aus unheimlichem Knarzen, unvermittelten gellenden Schreien und dissonanter Musik. Sollte einem dennoch mal ein aggressiver Infizierter ans Leder wollen, heißt es blitzschnell Deckung suchen und hoffen, dass einem vor Angst nicht das Blut in den Adern gefriert. Auf Waffen, mit denen man sich zur Wehr setzen könnte, hofft man in "Penumbra: Black Plague" nämlich vergebens.

Penumbra: Black Plague

Hersteller/Vertrieb

Frictional Games/Koch Media

Genre

Adventure

Plattform

PC

Preis

ca. 20 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

Dass "Black Plague" keine High-End-Grafik zu bieten hat und nur mit einer deutsch untertitelten englischen Sprachausgabe aufwartet, tut dem Spielspaß keinen Abbruch. In gewisser Weise ist "Penumbra" auch ein Lehrstück für Spieleentwickler: Es zeigt eindrucksvoll, dass es nicht die perfekte Technik, sondern die exzellente Dramaturgie ist, die den Spieler bis zur Endsequenz gebannt "dranbleiben" lässt.

TELESCHAU
Herbert Aichinger/Teleschau

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema