Stellt sich also die Frage, ob das Game eine Existenzberechtigung hat oder statt dem Untertitel "Weg des Ninja" der Kampfruf "Weg mit dem Ninja!" angebracht wäre. Doch über Geschmack lässt sich bekanntlich prima streiten. Daher erst einmal die nüchternen Fakten: Genau so unoriginell wie das Ninja-Sujet an sich, ist der Handlungsbeginn: Der Held hat sein Gedächtnis verloren und muss, um die Erinnerung an seine Identität zurückzugewinnen, diverse Missionen im kriegsgebeutelten alten Japan meistern.
Dabei tappt er im doppelten Wortsinn im Dunkeln, denn die meisten Missionen finden nachts statt - was zwar strategisch weise ist, um unerkannt zu bleiben, andererseits den Nachteil hat, dass auch grafische Feinheiten unerkannt bleiben. Tiefenschärfe und Texturdetails sind nicht gerade die herausragendsten Tugenden des Games. Die Kameraführung auch nicht, denn diese sorgt gelegentlich dafür, dass der Ninja ausgerechnet im Eifer des Gefechts den Überblick verliert.
Das Gameplay ist nicht origineller als die Wahl des Protagonisten: Spieltechnisch erweist sich "Shinobido" als "Tenchu"-"Splinter Cell"-Crossover. Statt martialischen Schwertkampf-Orgien empfiehlt es sich, Wände, Kisten und andere Verstecke zu nutzen, um für den Gegner unsichtbar vorwärts zu kommen. Stilisierte Augen in der oberen Bildschirmmitte helfen dabei, denn sie zeigen an, wie viele Feinde sich in der Nähe tummeln. Gelingt es nicht, sich unerkannt von hinten anzuschleichen, kann man sich wahlweise mutig der Überzahl stellen oder versuchen, ihnen im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach zu steigen und zu entkommen.
Landschaftlich ist ebenso wenig Abwechslung geboten wie in puncto Kampftechniken. Meist sind es fernöstliche Häuserschluchten, durch die sich der Schattenmann kämpft. Positiv fällt dagegen der Sound auf, sowohl was die stimmungsvolle und spannungsfördernde Musik angeht als auch die Geräusche. Pilzesammeln ist das Ninja-Hobby Nummer Eins, denn gefundene Fungi und Kräuter fördern den Heilungsprozess und verstärken - wie andere Gimmicks, die man kaufen kann - die Fähigkeiten der Figur.
Nach jeder Mission bekommt der Spieler ein "Arbeitszeugnis" ausgestellt, welches diverse Aspekte seiner Fähigkeiten berücksichtigt. Je nach Professionalität fällt dabei auch sein Ansehen bei diversen Auftraggebern aus, was nicht unerheblich ist bei seiner Suche nach der eigenen Identität.
Shinobido: Weg des Ninja
Hersteller/Vertrieb | Sony Computer Entertainment/Sony Computer Entertainment |
Genre | Action |
Plattform | PlayStation2 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 16 Jahren |
Fazit: "Shinobido" ist nur für hartgesottene Ninja-Fans empfehlenswert. Diese freuen sich über den Missions-Editor und werden angetrieben von der Herausforderung, das Geheimnis der eigenen Herkunft zu lüften. Alle anderen werden an dieser Nacht- und Nebel-Aktion wenig Freude haben.