Wer glaubte, Wirtschaftssimulationen müssten so trocken sein wie Excel-Tabellen, wurde von Peter Molyneux in den 90er-Jahren schon einmal eines Besseren belehrt: Mit der Vergnügungspark-Simulation "Theme Park" zeigte er, wie viel Spaß in dem Genre stecken kann, wenn man es nur richtig anpackt.
Nach dreijähriger Entwicklungszeit erscheint nun "The Movies". Ein ehrgeiziges Projekt, soll doch der Werdegang vom Nobody zum Hollywood-Mogul simuliert werden: Der Spieler beginnt in den 20er-Jahren mit einer Hand voll Dollar und einem Grundstück. Er steht vor der Aufgabe, im Lauf der Jahre eine florierende Filmproduktionsfirma aufzubauen. Ein Studio muss her - anfangs noch mit bescheidensten Mitteln, später immer aufwändiger, vielseitiger und mit den aktuellen Technologien der jeweiligen Zeit.
Ach ja: Kabelschlepper, Kameramänner, Reinigungspersonal, Drehbuchschreiber und nicht zuletzt Schauspieler wollen natürlich auch eingestellt werden. Allerdings steht einem stets nur ein begrenzter Kreis von Mitarbeitern zur Verfügung. Glücklicherweise können fehlende Ressourcen mit Kapazitäten aus anderen Bereichen ausglichen werden. Ein Darsteller, der dazu verdonnert wurde, den Müll im Studio einzusammeln, wird seinem Frust früher oder später aber sicher oscarreif Ausdruck verleihen.
In "The Movies" gilt es nämlich nicht nur, mit den Finanzen der Filmproduktionsfirma zu jonglieren, sondern auch mit den Animositäten seiner Angestellten. Schauspieler und Regisseure sind Diven, die in ihrer unendlichen Eitelkeit gehegt und umschmeichelt werden wollen, wenn von ihnen Großes erwartet wird. Wer Stress hat, beleidigt ist oder schlicht den Zenit seiner Laufbahn überschritten hat, frönt gerne an der Bar dem Alkohol oder gibt sich sonstigen selbstzerstörerischen Lastern hin. Die Folge: Negativ-Schlagzeilen, Streit, Totalausfall ...
Um die wirtschaftlichen Aspekte beim Managen einer Hollywood-Traumfabrik und die künstlerische Komponente der Filmproduktion vom Casting über Dreh und Schnitt bis zur Premiere unter einen Hut zu bekommen, ist jede Menge Mikromanagement vonnöten. Darauf wird der Spieler zwar bedächtig vorbereitet, trotzdem könnte das Filmgeschäft hier leicht zum frustrierenden Knochenjob ausarten - wenn nicht andere spannende Aspekte ständig für den notwendigen Ausgleich sorgen würden. Dennoch: Fragwürdige Aktionen gibt es immer wieder. Störend sind beispielweise die regelmäßig stattfindenden Award-Verleihungen, bei denen Computerkonkurrenten oft aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Preise abstauben.
Wer nicht den ganz harten Karriereweg gehen will, kann immerhin den Sandkastenmodus wählen, in dem einem so manche kleine Erleichterung in den Schoß gelegt wird. Um jedoch richtig tolle Filme in den verfügbaren Genres (Action, Horror, Romanze, Science-Fiction, Komödie) drehen zu können, müssen entscheidende Accessoires dennoch erst im Kampagnenmodus freigeschaltet werden ...
Was "The Movies" trotz aller Balancing-Schwächen faszinierend macht, ist die für Molyneux-Titel charakteristische Freiheit, mit der man als Spieler seine kreativen Filmfantasien ausleben kann. Wer möchte und die nötige Geduld mitbringt, kann sein eigenes kleines Zelluloid-Meisterwerk auf die Beine stellen - vom Drehbuch über die Szenenmontage nach dem Baukastenprinzip bis hin zu Vertonung und Postproduktion reichen die Möglichkeiten. Im "Starmaker" lassen sich sogar Schauspieler den eigenen Vorstellungen entsprechend "maßschneidern". Fertige Filme präsentiert man via Internet einem größeren Publikum - ähnlich wie bei den "Sims" entsteht hier gerade eine eigene, lebendige Community.
Grafisch top, mit sehenswerten Animationen am Studio-Set, unterlegt mit passender Filmmusik, lässt die Präsentation von "The Movies" kaum Wünsche offen. Gesteuert wird das Ganze konsequent nach dem Drag&Drop-Prinzip - in manchen Situationen nicht unbedingt die intuitivste Lösung.
The Movies
Hersteller/Vertrieb | Lionhead Studios/Activision |
Genre | Simulation |
Plattform | PC |
Preis | ca. 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Ärgerlich: Es gibt wohl Kompatibilitätsprobleme mit diversen AMD-Prozessoren, bei manchen Rechnerkonfigurationen funktioniert das Spiel nur mit deaktivierter Soundkarte. Eine Frechheit ist der von Activision gewählte Kopierschutz, der dazu führt, dass "The Movies" auf manchen Rechnern gar nicht starten will - um das Spiel zu testen, musste der Rechner von Grund auf neu konfiguriert werden. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus!