Bitfilm-Festival Pixelpracht für jeden

Das Hamburger Bitfilm-Festival zeigt seit Jahren die Vielfalt digitaler Filmkunst. Jetzt mit neuem Konzept: Über die Gewinner wird nicht mehr vor Ort abgestimmt, sondern im Internet. Das gesamte Festivalprogramm ist kostenlos abrufbar.

Seit sechs Jahren zeigt das Bitfilm-Festival, dass tolle computeranimierte Filme nicht nur aus den Rechnerfarmen großer Hollywoodstudios wie Pixar und Dreamworks kommen müssen. Eine lebendige Szene von Filmemachern erstellt mit Computerhilfe kurze und weniger kurze Werke, die nur selten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Bitfilm-Festival als Hamburger Institution versorgte bisher nur Norddeutsche und Reisefreudige mit der Möglichkeit, eine Sammlung von 3D-Animationen, Flash-Filmen und Machinima an einem Ort zu bestaunen. Drei Tage Programm in einem alten Nachtclub, so sah bisher das Bitfilm-Festival aus. Die Besucher stimmten per Handy über die gezeigten Filme ab.

Diesmal ist alles anders. Das Festival wird virtuell und öffnet sich für alle, die sich von Pixeln animieren lassen. Auf der Festival-Website lässt sich jeder einzelne Wettbewerbsbeitrag anschauen und auch gleich bewerten. Unter dem Videofenster befinden sich sechs Sterne, die Bewertung (0 bis 5) erfolgt per Mausklick. Die Eingabe der E-Mail-Adresse soll sicherstellen, dass man seinen Favoriten nicht in einer Abstimmungsorgie an die Spitze wählt. Die Siegerfilme werden am 1. November gekürt. Wer sich an der Abstimmung beteiligt, nimmt an der Verlosung eines Multimedia-Handys, zweier Camcorder, eines Flachbildfernsehers, eines Videoprojektors und eines Softwarepakets für Flash teil.

Öffnung gegenüber dem Mainstream

Die Anzahl der Wettbewerbskategorien ist inzwischen auf sieben gewachsen. Die Beiträge des Neuzugangs "Grand Prix" werden nur als Trailer gezeigt, schließlich versammeln sich hier wahre Riesen - im Vergleich zu den anderen Festivalbeiträgen. Um die Trophäe kämpfen abendfüllende Kinofilme, die komplett am Computer entstanden sind oder bei denen digitale Effekte ein wesentliches Element sind. Bedeutet konkret: Animationsfilme wie "Cars", "Chicken Litte" und "Ice Age 2" treten gegen Effektspektakel wie "Sin City", "King Kong" und "Krieg der Welten" an.

3D in 2D

In "3D Space" tummeln sich kurze Vertreter der aus dem Kino bekannten dreidimensionalen Computeranimation: zum Beispiel Trampolin-springende Elefanten, Saxophon spielende Kakerlaken, Krieg führende Samurai - und ein Sack voller lächelnder Münder.

It's in the mix

"FX Mix" ist Filmen vorbehalten, die am Computer nachbearbeitet oder zusammengefügt wurden, zum Beispiel aus Realaufnahmen und digitalen Effekten. Die Optik dieser Filme ist häufig abstrakt, auch surreal - aber nicht weniger faszinierend. Einige Musikvideos sind in dieser Kategorie am Start, man begegnet der Superheldin "Pandora Pop" und lernt etwas über einen Parasiten namens Homo sapiens.

Aus dem Web in die Kunst

Die Animationssoftware Flash kennt jeder, der im World Wide Web unterwegs ist. Dass sich nicht nur Internetseiten damit verschönern lassen, zeigen die Beiträge in "Flash Award". Das Bitfilm-Festival ist nach eigenen Angaben der größte und älteste Flashfilm-Wettbewerb Deutschlands. Diesmal ist von tanzenden Katzen bis zur "Matrix"-Parodie mit Nutztieren alles dabei.

Spiel-Filme

"Machinima" - ein Kunstwort aus Machine, Animation und Cinema - nennt man Filme, die mithilfe der Grafikroutinen von Computerspielen erstellt worden sind. Bei Spielen muss sich das Gezeigte den Aktionen des Spielers anpassen - die Blickrichtung ändert sich, die Figur läuft von A nach B. Mit diesen so genannten Game Engines lassen sich - wenn man weiß, wie's geht - auch Filme drehen. Und zwar nicht nur Actionfilme, sondern auch Alltagsgeschichten oder Musikvideos, wie das Wettbewerbsprogramm beweist.

Demonstrationsmacht

Die Demo-Szene wiederum ist der Spielplatz passionierter Programmierer: Es gilt, mit möglichst wenigen Codezeilen aus dem Prozessor und der Grafikkarte des PC grandiose Effekte zu zaubern. Alles, was zu sehen ist, muss im Moment des Betrachtens erzeugt werden, es darf nichts vorherberechnet sein. Demos verfügen über eine ganz eigene Art der Ästhetik.

Ganz, ganz klein

Wer von Klingelton-Werbung geschädigt ist, vergisst schnell, dass sich mit Handys auch Kunst machen lässt. Viele moderne Mobiltelefone verfügen über eine Videofunktion. So gibt es inzwischen eine wachsende Anzahl von Filmen, die speziell für die kleinen Displays der Handys gedreht wurden.

Wer auf die Festivalatmosphäre der vergangenen Jahre nicht verzichten möchte, kann sich vom 2. bis 4. November doch wieder auf den Weg nach Hamburg machen. Dann werden wie bisher Preisträger und Nominierte im "Mandarin Casino" auf der Leinwand präsentiert.

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