Cebit 2007 Wie ein Messestand entsteht

Für die sieben Tage, die die Cebit andauert, benötigt ein Aussteller monatelange Vorbereitung, hunderte von Helfern und jede Menge Geld.

Für Judith Raddatz ist die Cebit "die härteste Veranstaltung der Welt". Die Mitarbeiterin von Fujitsu-Siemens gibt deshalb im Cebit-Blog des Unternehmens praktische Überlebenstipps. Harte Arbeit ist auch schon der Aufbau eines Messestands. Wenn am Donnerstag Bundeskanzlerin Angela Merkel die Cebit-Präsentation des deutschen PC-Herstellers besucht, muss alles fertig sein in Halle 1.

24 Stunden vorher liegt dort noch Schweißgeruch in der Luft. Drei Männer liegen bäuchlings auf dem Boden und befestigen einen transparenten Ständer, der aus einem gläsernen Luftkissen herausragt. Dann heben sie zu dritt einen schweren Server darauf und prüfen, ob die Konstruktion das Gewicht aushält. Es hält. Für die Messe der schwerelosen Bits und Bytes muss sehr viel Materie bewegt werden. "In der Aufbauphase haben wir 20.000 Lkw, die Standmaterial anliefern", sagt Cebit-Sprecher Ulrich Koch. Kleinere Lkw können bis in die Hallen hineinfahren, bei größeren Transporten werden die letzten Meter mit dem Gabelstapler zurückgelegt.

Hohe Kosten

Ein Cebit-Auftritt ist mit hohen Kosten verbunden - und das ist wohl der Hauptgrund dafür, dass die Zahl der Aussteller seit 2001 um etwa ein Fünftel auf 6.059 zurückgegangen ist. Als Faustregel nennt Koch die Formel, dass ein Drittel der Kosten auf die Flächenmiete, ein Drittel auf den Standbau und ein Drittel aufs Personal entfallen. Bei einer durchschnittlichen Flächenmiete von 210 Euro je Quadratmeter und einer mittleren Standgröße von 46 Quadratmetern ergeben sich also Gesamtkosten von rund 30.000 Euro - bei großen Unternehmen gehen die Kosten aber auch schon mal in den Millionenbereich.

Bei Fujitsu-Siemens in Halle 1 ist Standleiter Wilfried Frewert mit dem Gang der Arbeiten zufrieden. "Vor fünf Jahren mussten wir noch die Nacht durcharbeiten, inzwischen ist der Druck nicht mehr so hoch." Die Gestaltung der 1.500 Quadratmeter großen Fläche folgt einer sorgfältigen Planung, die schon im Oktober begonnen hat. Am Anfang stand die Frage nach den Themen, die auf der Cebit präsentiert werden sollen. Im Dezember legte Frewert den Plan dem Vorstand vor, im Januar wurde die Messebau-Firma einbezogen, und Mitte Februar rollten die ersten Laster nach Hannover. Für den Bau des zweigeschossigen Stands inmitten einer futuristischen Arena wurden 16 große Lkw auf den Weg geschickt. Weitere vier 40-Tonner brachten Ausrüstung von Fujitsu-Siemens aufs Messegelände.

Hunderte von Helfern

Mit dabei waren nach Angaben Frewerts auch mehr als 600 elektronische Geräte, vom kleinen Handheld "Loox" über den Mini-Laptop Lifebook P 7320 bis zum Hochleistungsserver Primequest 500. Um den Aufbau des Stands kümmerten sich 38 Mitarbeiter der Aachener Firma Werbe-Messebau Walbert-Schmitz, außerdem acht Elektriker, acht Grafiker sowie Spezialisten wie ein Licht-Designer. Während der sieben Messetage beschäftigt Fujitsu-Siemens auf der Cebit 200 "Promoter", die Ausstellungsstücke vorstellen. Hinzu kommen 200 Vertriebsmitarbeiter, 18 Experten für Fachgespräche und der gesamte Vorstand. Über eine Catering-Firma wurden 80 Hostessen engagiert, unter ihnen viele Studentinnen. Sechs Wachleute passen auf, dass nichts verschwindet.

Am letzten Messetag beginnt schon um 14.00 Uhr der Abbau. Viele Computer werden für einen nächsten Messe-Einsatz zum Server-Standort Paderborn zurückgebracht, wo noch die Tradition des deutschen Computerunternehmens Nixdorf lebendig ist. Andere Messegeräte verkauft das Unternehmen online an Schnäppchenjäger. Soviel Aufwand für eine einzige Messe? Könnte man die Präsentation nicht ins Internet verlegen? "Dann würde doch der direkte zwischenmenschliche Kontakt wegfallen", antwortet der 46-jährige Frewert. "Es ist uns aber wichtig, im persönlichen Gespräch den Funken überspringen zu lassen."

AP
Peter Zschunke/AP

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