Der Siegeszug des Internets erfreut die Shareware-Programmierer. Ihre Programme werden nun nicht nur auf die CDs der Fachzeitschriften kopiert, sondern topaktuell in vielen Online-Depots zum Download bereitgestellt. Und auch auf zigtausend Festplatten gezogen. Doch oft genug sind die Download-Zahlen der Foren keine verlässlichen Indikatoren für die anschließende Registrierungsfreudigkeit der Anwender.
Optimisten glauben, dass sich nach dem Herunterladen nur ein Prozent aller Benutzer nach Ablauf der Testphase für eine Software registrieren lässt. Realisten sprechen von einem Promille, also von einer einzelnen Bestellung auf Tausend Downloads. Und die Pessimisten nun, die lassen wir einmal außen vor.
Nur ein Käufer bei tausend Interessenten? Da stellt sich leicht die Frage: Lohnt sich das überhaupt? Die amerikanische Firma Radiate (www.radiate.com) formuliert das anders: Lohnt es sich auf diese Weise überhaupt?
Radiate ist eine Firma, die 1996 von drei College-Studenten aus Indiana gegründet wurde: Jeff Ready, Scott Loughmiller and Ehren Maedge. Sie hatten die tolle Idee, Software für sehr viele Anwender auf einmal kostenlos verfügbar zu machen und dafür Werbebanner in die Programmfenster zu integrieren. »Adware« nennt man die nach diesem Prinzip vertriebene Software. Diese Idee war ein voller Erfolg Radiate ist längst nicht mehr die einzige Firma, die als Vermittler zwischen der Werbeindustrie und den Programmierern fungiert. Doch allein Radiate bringt es bereits auf 600 verschiedene Gratisprogramme und auf etwa 26 Millionen Anwender, die diese Programme einsetzen.
Der Deal ist ganz einfach und für alle Beteiligten höchst lukrativ:
Den Endanwender kosten diese Programme nichts, er muss nur eine kleine Werbeeinblendung in Form eines Banners hinnehmen. Dafür erhält er aber auch Programme, die um ein Vielfaches besser sind als die »normale« Freeware. Zahlreiche Adware-Programme wie Go!zilla, GetRight, 20/20, MoreSpace, MP3Fiend etc. sind bereits millionenfach im Einsatz und von den Festplatten der Nutzer nicht mehr wegzudenken.
Auch die Programmierer haben etwas von der Sache. Sie müssen nicht mehr einigen wenigen, kümmerlichen Registrierungen hinterherlaufen und können obendrein den organisatorischen Krempel ad acta legen. Sie profitieren endlich einmal direkt von ihren hohen Download-Zahlen und werden nach der Anzahl der Kontakte bezahlt, die sie mit Hilfe ihrer Programme erwirken. Von der Fachpresse allseits gelobte Programme wie Go!zilla oder MoreSpace bringen über die Werbung sicherlich mehr Geld nach Hause als vergleichbare Programme ohne Werbung, die auf reguläre Weise bezahlt werden müssen. Viele Adware-Programmierer kassieren sogar gleich doppelt und bieten Firmen und betuchten Privatanwendern eine gebührenpflichtige Vollversion ohne Werbung an.
Bleiben die Werbetreibenden. Sie vertrauen ihre Banner nicht mehr einer einzelnen Homepage an, sondern verankern sie lieber direkt in der Oberfläche von Programmen, die von den Anwendern sehr oft eingesetzt werden manche davon sogar täglich. So wird das Banner immer wieder neu betrachtet, was ja ganz in ihrem Sinne ist.
Carsten Scheibe
Typemania@compuserve.com