Homeoffice Per Mail: Amazon droht Angestellten, die zu wenig ins Büro kommen

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In den USa verliert Amazon offenbar allmählich die Geduld, was die Rückkehr der Mitarbeitenden ins Büro betrifft.
© R. Schmiegelt / Future Image
Vor drei Jahren ging ein Ruck durch die Arbeitswelt. Die Pandemie zwang viele Unternehmen wie Amazon, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu bieten, ihre Tätigkeit andernorts zu erledigen. In den USA versuchen immer mehr Firmen, diese Freiheiten wieder zu kassieren – teilweise mit mehr oder weniger subtilen Drohgebärden.

In den vergangenen drei Jahren hat sich das mobile Büro, oder Homeoffice, in der Arbeitswelt verfestigt. Was zu Beginn der Corona-Pandemie als effektiver Schutz vor Infektionen galt, wurde für die betroffenen Angestellten schnell zur neuen Normalität. Denn die Arbeit vom heimischen Schreibtisch kann viele Vorteile haben – von geringeren Kosten für Arbeitsweg und Verpflegung bis hin zur Möglichkeit, die oftmals sündhaft teuren Städte verlassen zu können. Doch das Glück ist offenbar nicht von Dauer, wie immer mehr Unternehmen, besonders in den USA, in den letzten Monaten vermehrt unter Beweis stellen.

Amazon analysiert die Check-Ins der Mitarbeitenden

Nachdem zu Beginn der Woche ausgerechnet Zoom in die Schlagzeilen geriet, da das Unternehmen, was enorm von der Arbeit außerhalb von Büros profitiert, die eigenen Teams wieder in die Niederlassungen beordert (hier erfahren Sie mehr), macht nun auch eine interne E-Mail von Amazon weltweit Schlagzeilen. Wie die "Financial Times" berichtet, hat das US-Unternehmen offenbar damit begonnen, bestimmte Personen gezielt an den Firmenstandort zu beordern. Es heißt, vor allem Menschen, die "derzeit nicht der Erwartung hinsichtlich ihrer Anwesenheit entsprechen", wurden von Amazon angehalten, "ab sofort an drei oder mehr Tagen pro Woche ins Büro zu kommen". Welche Konsequenzen bei Zuwiderhandlung zu erwarten sind, ließ die Mail offen – sie zeigt aber, dass man sich der Forderung offenbar nicht entziehen kann.

Der Wunsch von Amazon, dass die Mitarbeitenden wieder in die Büros strömen, ist keineswegs neu. Bereits seit Mai gilt bei den US-Unternehmen eine Anwesenheitspflicht, da Amazon-CEO Andy Jassy die Meinung vertritt, dass es "die Kultur des Unternehmens stärke", wenn sich die Leute an ihren Arbeitsplätzen aufhielten. Eine Petition, die von mehr als 30.000 "Amazonians" unterzeichnet wurde, zeigt, dass das wohl nicht alle so sehen.

Die aktuelle E-Mail-Welle weckt indes die Sorge, dass Amazon die Menschen zu sehr kontrolliere und überwache, heißt es. Amazon hingegen erklärte, dass sich die Grundlage dafür, dass jemand eine solche Zuschrift erhält, ausschließlich aus den Scans der Ausweise an den Standorten ergebe. Wer "in weniger als fünf der letzten acht Wochen an weniger als drei Tagen pro Woche" dort war, wurde quasi ermahnt. Das Recht dazu hat Amazon, doch bei den Mitarbeitenden sorgt diese Vorgehensweise offenbar für Stirnrunzeln.

Der Ruf in die Büros wird zunehmend lauter

Amazon ist, wie bereits erwähnt, mit dem Rückruf in die Büros nicht alleine. Besonders in der Tech-Branche zeichnet sich ein solcher Trend deutlich ab. Google besteht ebenfalls auf drei Tage Büro-Arbeit die Woche, auch bei Apple wurde mehrfach darauf gepocht, endlich das Homeoffice zu verlassen. Teilweise drohen die Unternehmen inzwischen mit konkreten Maßnahmen, die bei Nichtbeachtung zu erwarten sind. Google etwa wies darauf hin, dass sich das Einigeln im heimischen Büro negativ auf die Leistungsbeurteilung auswirken könne. 

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Laut "Financial Times" geht es aber wohl noch drastischer. Demnach soll die Citigroup offen damit drohen, dass man störrische Angestellte "zur Verantwortung ziehen werde", während bei der Werbeagentur Publicis gilt, dass man mit Einbußen hinsichtlich Beförderungen und Gehaltserhöhungen rechnen müsse, wenn man fernbleibt.

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