Schon jetzt ist Jeff Bezos reicher, als man sich das vorstellen könnte. Würde er von seinem aktuellen Vermögen von 144 Milliarden Dollar jede Sekunde einen Dollar ausgeben, bräuchte er fast 5000 Jahre, bis sein Geld aufgebraucht wäre. Doch glaubt man einer sich aktuell viral verbreitenden Meldung, soll es bald noch vielmehr sein.
Wie die Business-Plattform "Comparisun" vorrechnet, soll der Amazon-Gründer schon bald der erste Dollar-Billionär der Welt werden. In nur 5,5 Jahren wäre es soweit, behauptet die Analyse. Dann hätte Bezos 1.000.000.000.000 Dollar an Vermögen angehäuft. Doch ist diese Prognose tatsächlich ernst zu nehmen?
So entstand die Viral-Prognose
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst anschauen, wie sie genau errechnet wurde. "Comparisun" hatte nicht nur Prognosen für Bezos' Vermögen gewagt, sondern auch für zahlreiche weitere Personen und Unternehmen vorherzusagen versucht, wie deren Geldberge anwachsen könnten. Dabei hatte man aber keine komplizierten Modelle herangezogen - sondern schlicht den Durchschnitt der letzten fünf Jahre auf die Zukunft angewandt.
Im Falle von Bezos seien das 34 Prozent pro Jahr, erklärt die Webseite. Nimmt man sein aktuelles Vermögen von 144 Milliarden Dollar als Grundlage, würde der reichste Mann der Welt nach dieser Hochrechnung noch 2026 die bisher undenkbar erscheinende Marke von einer Billion Dollar knacken.
Kaum haltbares Wachstum
Doch diese Annahme ist alles andere als stabil. Bezos' Vermögen hängt untrennbar mit dem Wert von Amazon zusammen. Tatsächlich hat der Konzern in den letzten Jahren ein schier unglaubliches Wachstum hingelegt: Seit dem Sommer 2015 hat sich der Börsenwert nahezu versechsfacht, Anfang 2015 war der gesamte Amazon-Konzern noch weniger Wert als es nun alleine Bezos' Aktienanteile sind. Um die 11 Prozent Firmenanteile des Gründers über die Billionenmarke zu schieben, müsste Amazon seinen Wert nun aber noch einmal verachtfachen - und auf einen Gesamtwert von über einer Billiarde Dollar kommen.

Das ist aber alleine aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage kaum zu erwarten. Während Amazon in den letzten Jahren von einem großen Boom der Weltwirtschaft profitieren konnte, dürfte sich das in nächster Zeit kaum fortsetzen. Zwar konnte der Handelsriese in den letzten Monaten in der Corona-Krise wegen der Zunahme von Online-Käufen stetig weiter zulegen, der Rest der Weltwirtschaft zeigt aber bereits jetzt starke Anzeichen für eine tiefe Wirtschaftskrise in Folge des Virus - und die dürfte auch für Amazon auf Dauer spürbare Folgen haben. Man habe "die schwerste Zeit" in der Firmengeschichte vor sich, warnte auch Bezos selbst Ende April.
"Ich bin da skeptisch", erklärte auch Börsenanalyst Mark Mahaney gegenüber "CNBC". Wie schwierig die Prognose von "Comparisun" ist, zeigen auch einige andere Einträge der Liste. So wird etwa Alibaba-Chef Jack Ma als dritter Billionär vorhergesagt. Er soll bereits 2030 ebenfalls die Marke knacken. Sein aktuelles Vermögen liegt laut "Forbes" aber gerade einmal bei 38,8 Milliarden Dollar, also nur einem guten Drittel von Bezos Vermögen. Noch absurder ist die Vorhersage für den chinesischen Immobilien-Milliardär Xu Jiayin: Er hat laut Forbes gerade einmal 28 Milliarden Dollar - soll laut der Prognose aber bereits 2027 die Billion Dollar knacken. Und müsste dazu in sechs Jahren sein Vermögen verfünfzigfachen.