Menschen, die ein Verbrechen beobachten und danach eine Aussage bei der Polizei machen, werden in der Gangstersprache Ratten genannt. Sie gelten als Verräter, die bestraft werden müssen. In der amerikanischen Großstadt Philadelphia benutzen Unbekannte nun Instagram, um solche Menschen zu outen - und andere einzuschüchtern.
Wie die Zeitung "The Philadelphia Inquirer" berichtet, wurde auf einem anonymen Instagram-Profil namens "rats251" seit Februar die Identität von mehr als 30 Zeugen enthüllt. Der oder die Betreiber posteten Fotos der Personen, Protokolle ihrer Aussagen und Polizeiberichte zu den entsprechenden Fällen. Ihr Ziel beschrieben sie auf der Seite so: "Expose rats", Ratten bloßstellen. Laut "The Verge" wurden User aufgefordert, Bilder einzuschicken. Kurz nachdem der "Inquirer" Instagram am Donnertag um eine Stellungnahme gebeten hatte, war das Profil nicht mehr erreichbar.
Account hatte fast 7900 Fans
Der Account mit seinen über 150 Fotos hatte fast 7900 Follower. "Postet ein paar neue Ratten", soll einer gefordert haben. "I need to put a hit out on them." Was soviel heißt wie jemanden ermorden zu lassen. Und die Betreiber selbst drohten Zeugen angeblich: "Wir kriegen euch schon noch." Die Polizei geht davon aus, dass die Inhaber des Profils versucht haben, so massenhaft potenzielle Zeugen und solche, die schon ausgesagt haben, einzuschüchtern. Viele der gepostetetn Dokumente sind eigentlich öffentlich nicht zugänglich, sie müssen aktiv beschafft beziehungsweise geleakt worden sein.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, die Einschüchterung von Zeugen sei ein "sehr ernstes, anhaltendes Problem". Philadelphia sei eine Stadt, in der die Ermittlungsbehörden jeden Tag kämpfen müssten, um Zeugen zu finden, die aussagen wollen, schreibt der "Inquirer". Die Polizei habe mehrere Durchsuchungsbefehle erhalten, um den oder die Inhaber von "rats215" zu finden.