Die Begeisterung für Mobiltelefone hat in Kenia schon einmal tödliche Folgen gehabt. Die Studentin Dora Mwabela hatte ihr Handy versehentlich in eine Latrine fallen lassen und eine Belohnung ausgesetzt für denjenigen, der es ihr wiederbeschaffen würde. Drei Männer stiegen nacheinander in die Sickergrube, keiner von ihnen kam lebend wieder heraus.
In Afrika hat der Siegeszug der Mobiltelefone fast alle Gesellschaftsschichten erfasst. Das liegt vor allem daran, dass der Zustand des Festnetzes häufig katastrophal ist. Viele Slums an den Stadträndern und ländliche Gegenden sind bis heute nicht verkabelt, und Handy sind daher die beste Verbindung zur Außenwelt. Anstelle von Telefonzellen gibt es dort nun Kioske, die Handys zur Verfügung stellen und anschließend die Gebühren berechnen.
Nach Angaben der Internationalen Union für Telekommunikation (ITU) hat sich die Zahl der mobilen Anschlüsse in den Entwicklungsländern innerhalb von zehn Jahren von drei Millionen auf 530 Millionen erhöht. In Kenia, einem Land mit gut 30 Millionen Einwohnern, liegt die Zahl der Mobilfunkabonnenten inzwischen bei 1,4 Millionen.
Prepaid per Rubbelkarte
Da viele Kenianer kein Bankkonto und keine Postanschrift haben, machen die Mobilfunkanbieter ihr Geschäft vor allem mit Rubbelkarten. Die billigsten kosten etwa drei Euro. Wenn sie vertelefoniert sind, bleibt das Telefon immer noch eine "Gnadenfrist" lang erreichbar. Kurzmitteilungen sind mittlerweile ein gängiges Kommunikationsmittel. Manche Radioprogramme führen ihren intensiven Austausch mit den Hörern fast ausschließlich per SMS.
Regen kappt die Telefonleitungen
Auch das Internet ist inzwischen für eine relativ breite Schicht zugänglich. Im Unterschied zu Europa nutzen es die meisten jedoch nicht zu Hause, sondern in Internetcafés. In Kenia kostet eine Minute Surfen nur zwei bis sechs Cent. Allerdings ist die Verbindung häufig so langsam, dass ein Großteil der Gebühren fürs Warten draufgeht. Zudem brechen die Telefonleitungen nach kräftigen Regenfällen häufig zusammen, wenn mal wieder irgendwo ein Mast umgekippt ist.
Bislang haben Handynutzer in Kenia nur die Auswahl zwischen zwei Anbietern - und die hängen beide von der staatlichen Telkom Kenya ab, deren Monopol im Juni 2004 ausläuft. Ein dritter Anbieter streitet derzeit vor Gericht um seinen Zugang zum Markt.
Nur eine Anlage führt ins Ausland
Das staatliche Monopol hat zur Folge, dass es nur eine einzige Verbindung zur Außenwelt gibt. Inmitten grasender Zebraherden, tief unten im großen afrikanischen Graben, stehen riesige Satellitenschüsseln. Das Ganze nennt sich Jambonet - "Jambo" heißt auf Suaheli "Hallo". Wenn Jambonet Probleme macht, dann hat ganz Kenia ein Kommunikationsproblem.
Mobilfunknutzer haben sich in Nigeria kürzlich gegen die hohen Preise zur Wehr gesetzt und einen Tag lang zum Handy-Boykott aufgerufen. Den Aufruf dazu haben sie sinnigerweise per SMS verbreitet.