Von der Hitze lernen, heißt fürs Leben lernen. Wenn es heiß ist, macht der Südländer nämlich erst einmal nichts. Das zeugt von hoher Intelligenz und ist obendrein auch noch gesund.
Nicht nur, aber insbesondere bei hohen Temperaturen zieht der vernunftbegabte Mensch die Fensterläden zu und sich zurück. Am besten auf eine Couch oder sonst eine bequeme Liegestatt. Dort ruht er, entspannt bei leichter Lektüre oder schläft für ein Weilchen. Während dessen kann sich die Sonne jenseits der Fensterläden austoben und den Asphalt zum kochen bringen. Sobald sich die Sonne beruhigt und die Straße wieder begehbar ist, bewegen sich auch jene Zeitgenossen wieder.
Denken setzt Muße voraus
Absolut undenkbar hier zu Lande. Denn so viel Zeit fürs Faulenzen gibt es hier nicht. Schaffen, tun, egal was, Hauptsache, man produziert. Und wenn es nur heiße Luft ist. Das kennt man mittlerweile hinlänglich - auch jenseits der aktuellen Hitzewelle. Viel Wirbel, zumeist um nichts. Weil allerorten gemacht wird, aber viel zu selten gedacht.
Thomas Hirschbiegel
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Denken setzt Muße voraus. Und diese wiederum bedarf der Ruhe. Um Ideen zu sammeln und Gedanken zu ordnen, um sich in gebührendem Umfang mit einem Phänomen auseinander zu setzen. Um zum Wesen vorzudringen und zu verstehen.
Das ist nicht immer einfach. Aber manchmal muss dafür nur der Computer ausgeschaltet werden. Damit der Buchstabe gewordene Blödsinn von Werbemails und anderer "wichtiger" Mitteilungen nicht den Kopf verstopft. Mit dem Lesen des digitalen Drecks verschwenden Manager durchschnittlich zwei Stunden ihrer täglichen Arbeitszeit. Ebenso sinnvoll: Die Austaste des Handys. Niemand muss unentwegt erreichbar sein. Wer jederzeit für alle da ist, ist es für niemanden. Am wenigsten für sich selbst.
Handyweitwurf macht es vor
Mittlerweile besitzt hier jedes siebte Kind zwischen 6 und 13 Jahren ein eigenes Mobiltelefon. Darunter Hosenmatze, die noch nicht einmal dividieren von multiplizieren unterscheiden können, aber schon heiße Ohren, wundgescheuerte Finger und wirre Blicke vom Telefonieren, Kurznachrichtengestammel und grenzdebilen Klingellärm haben. Entsetzlich. In erster Linie für die allseits so missachteten Kinder. Und außerdem auch für all jene, die heute erwachsen sind. Denn diese digitalen Trottel werden in nicht allzu ferner Zukunft deren Geschicke lenken.
Wie gut, dass die Menschen im finnischen Savonlinna Zeichen setzen. Am 23. August findet dort die vierte Weltmeisterschaft im Handy-Weitwurf www.fennolingua.fi statt.