Kolumne - Neulich im Netz Wiso und die Telekommunisten: Rein geht flott

Um das mit Wiso gleich abzuhaken: Die PR-Abteilung der Telekommunisten ist prima, jubelten sie doch den ZDF-Redakteuren das längst bekannte Web-Interface zur Konfiguration des eigenen Telefonanschlusses als "brandneu" unter. Die haben es brav vermeldet, ich nutze es schon ewig. Nutzt aber nichts, denn den T-Laden haben sie trotzdem nicht im Griff.

Schön ist ja, dass man mehrere ISDN-Anschlüsse zu einem Anlagenanschluss kombinieren kann. Aber es ist ein wenig wie bei Buchclubs, Zeitschriftenabos oder Leasingverträgen. Rein geht flott, raus so gut wie gar nicht. Ein Geschäftskollege hatte vier ISDN-Anschlüsse gebündelt, also acht Leitungen. Braucht er aber nicht mehr, da das Ende der "New Economy" erreicht ist und er jetzt wieder schlank und kostengünstig operiert. Also der rechte Zeitpunkt, sich von mindestens einem dieser ISDN-Anschlüsse zu trennen. Oje.

Alles ganz selbstverständlich

Geht nicht, erzählte ihm ein T-Ei von der Hotline, dann verliere er seinen Rufnummernblock, dafür können sie auch nichts, das sei Vorschrift der Regulierungsbehörde. Schade. Ein halbes Jahr später der nächste Versuch, es war Januar. Er taperte in den T-Punkt-Business, saß ungemütlich zwischen stechenden Palmen und erwartete T-Mann Müller. Herr Müller trug dieses gewinnende Selbstverständlich-Lächeln auf den Lippen, sein Leitsatz: ein devotes "Selbstverständlich geht das". Das sei wohl so mit der Regulierungsbehörde, aber er, erklärte er jovial, er bekäme das schon hin. Selbstverständlich gehe das, er kümmere sich darum, der Anschluss sei praktisch schon gekündigt.

Es kam die nächste Rechnung, der Anschluss war noch drauf. Selbstverständlich. Nachfass-E-Mail an Herrn Müller. Keine Antwort. Es kam die nächste Rechnung. Selbstverständlich. Dann rief mein Bekannter eben noch einmal selbst an. "Selbstverständlich kümmere er sich darum, sagte Herr Müller. Er sei im Urlaub gewesen und seine E-Mail weiter geleitet worden. An wen wisse er nicht.

Guido Augustin

Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das A der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.

Eines Morgens im April war dann die DSL-Leitung tot. Selbstverständlich. Also Störungsstelle. Schließlich regnete es mal wieder, und da war es ja schon öfter zu Ausfällen gekommen. Das ist kein Scherz, sondern Realität im T-Land des dritten Jahrtausends nach der Geburt des Herrn. Jawohl, erklärt ein T-Ei von der Hotline, da läge ein Löschungsauftrag vor. Herr Müller war also so freundlich gewesen, von den vier ISDN-Anschlüssen den mit den meisten Kabeln zu kappen. Leitung tot. Selbstverständlich. Es tue ihm leid. Ja, es tue ihm sehr leid, jetzt müsste es eigentlich wieder gehen.

Selbstverständlich nicht

Tat's aber nicht. Also Kundenberater über Hotline angerufen. Doch, es müsste wieder gehen. Es ist 12 Uhr, die Kunden warteten, der Betrieb lag still. Nichts ging, selbstverständlich nicht. Anruf bei der Störungsstelle. Es könne gar nicht gehen, weil sich erst in einer dreiviertel Stunde ein Techniker darum kümmern werde.

Zum dritten Mal in Folge ist der Ifo-Geschäftsklimaindex gesunken. Selbstverständlich.

<a class="link--external" href="mailto:stern@ha-net.de">Guido Augustin</a>

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