Übernahme von LinkedIn So tief greift Microsoft für ein Karriere-Netzwerk in die Tasche

In Deutschland ist Xing bei den Karriere-Netzwerken der Platzhirsch. International kommt aber kaum jemand an LinkedIn vorbei. Jetzt hat Microsoft das Unternehmen eingekauft - und dafür tief in die Tasche gegriffen.

Wenn man sich in Deutschland mit Arbeitskontakten vernetzen will, gab es dafür lange eine klare Adresse: Xing war hierzulande das Netzwerk der Wahl für Business-Beziehungen. LinkedIn kannten die meisten dagegen vor allem wegen nerviger Einladungsmails, die manche Kontakte gleich serienweise verschicken. Wer wenig internationale Kontakte hatte, brauchte das Netzwerk lange Zeit eigentlich nicht. Jetzt Microsoft hat das Unternehmen gekauft.

Und der Software-Riese scheint das Karriere-Netzwerk wirklich dringend haben zu wollen. Schließlich zahlt Microsoft einen kräftigen Aufpreis: Der Konzern griff tief in die Tasche und bot 196 Dollar pro Aktie. Das ist ein satter Aufpreis auf den Schlusskurs von 131,08 Dollar von Freitag. Der deutlich größere Konkurrent des deutschen Anbieters Xing werde insgesamt mit 26,2 Milliarden Dollar (23,25 Milliarden Euro) bewertet, teilten die Unternehmen am Montag mit.

LinkedIn und Microsofts Masterplan

Was Microsoft genau mit LinkedIn vorhat, ist noch nicht völlig klar. Das Netzwerk soll aber unter dem gleichen Namen weiterlaufen. Vermutlich wird es einen prominenten Platz in Windows erhalten. Die Übernahme passt gut in Microsofts Strategie, seine Software, Hardware und Dienste gezielter auf den Arbeitseinsatz zuzuschneiden. Bei den letzten Präsentationen des Unternehmens wurde stets die hohe Produktivität der Produkte betont.

Die Funktionsweise ist bei beiden Netzwerken die gleiche: Bei LinkedIn können sich Nutzer wie bei Xing in beruflichen Profilen vorstellen, nach neuen Jobs Ausschau halten und mit anderen Mitgliedern vernetzen sowie kommunizieren. Auch Unternehmen nutzen beide Portal für die Suche nach Mitarbeitern. Im ersten Quartal 2016 kletterte die weltweite Nutzerzahl von LinkedIn von 414 auf 433 Millionen. Im deutschsprachigen Raum überschritt das Netzwerk die Marke von acht Millionen Mitgliedern.

Xing unter Druck

Damit rückt es immer näher an den Platzhirschen Xing heran. Der kam in Deutschland im März auf zehn Millionen Nutzer. Womöglich droht Xing in Zukunft dasselbe Schicksal wie StudiVZ oder anderen deutschen Netzwerken: Auch die hatten am Anfang einen klaren Vorsprung zu Facebook, wurden dann aber bald von ihrem internationalen Konkurrenten überflügelt.

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