Microsoft plant im ersten Halbjahr 2010 eine Gratis-Version seines Verkaufsschlagers Office über das Internet. Mit dem Schritt will der weltgrößte Softwarekonzern mit dem Rivalen Google gleichziehen, der ein ähnliches Programm vor drei Jahren frei verfügbar gemacht hat. Wie Microsoft am Montag mitteilte, sollen vier Programme zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation und für Notizen im Internet angeboten werden. Vom Erscheinungsbild und der Nutzung sollen die Webversionen den kostenpflichtigen Office-Programmen ähneln, mit denen Microsoft viel Geld verdient hat. Für Geschäftskunden sind zwei weitere Ausführungen fürs Internet geplant.
Analysten zufolge könnten bestehende Office-Nutzer in Zukunft zur Onlineversion wechseln. Dann könnte Microsoft diese Nutzer auf seine werbefinanzierten Internetseiten wie die Suchmaschine Bing locken.
Erst in der vergangenen Woche hatte Google Microsoft mit einem eigenen Betriebssystem den Kampf angesagt. Der Internet-Konzern kündigte an, bis Ende 2010 werde Google Chrome OS zunächst für Netbooks - auf das Internet zugeschnittene Mini-Laptops - zur Verfügung stehen. Langfristig soll das System auch auf üblichen PCs laufen können. Google hatte zuvor einen eigenen Browser herausgebracht, Google Chrome, der als Alternative zum Internet Explorer beworben wird. Während Microsoft seine Programme traditionell auf einzelne Computer zuschneidet, sind die Google-Produkte eher webbasiert.
Software-Version ebenfalls neu
Neben der Ankündigung einer Online-Version hat Microsoft eine erste Version des zu installierenden Bürosoftware-Pakets Office 2010 veröffentlicht. Zahlreiche Entwickler und Unternehmen könnten ab sofort das neue Office-Paket in einer technischen Vorschauversion testen, teilte das Unternehmen am Montag in New Orleans (US-Bundesstaat Louisiana) mit.
Im Geschäft mit Unternehmenskunden, denen Google ein kostenpflichtiges Bündel an Anwendungen anbietet, war der Internet- Konzern bislang allerdings nur wenig erfolgreich. Der Einsatz von Web-Anwendungen (sogenanntes Cloud Computing) werde in Unternehmen derzeit sehr komplex diskutiert, sagte Microsoft-Manager Robert Helgerth. Die Kunden wollten unter anderem auch aus Sicherheitsgründen längst nicht alles in die "Wolke" stellen.
Office 2010 soll neben Visio 2010 und Sharepoint Server 2010 in der ersten Jahreshälfte des kommenden Jahres auf den Markt kommen. Unternehmenskunden will Microsoft das Paket als Abonnement über seine Online-Dienste und parallel dazu als auf den eigenen Servern zu installierende Software anbieten. Privatkunden könnten über die Windows-Live-Plattform kostenlos die Software nutzen.