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In Ihrer Mailbox häuft sich der Müll? Kein Problem: Im zweiten Teil seiner PC-Sicherheit-Serie zeigt Ihnen der stern, wie Sie Ihr E-Mail-Postfach erfolgreich vor Spam schützen können.

Flupp, und noch eine Mail. Und schon wieder eine. Ein Klick, gelöscht - doch die nächste kommt. Immer mehr Mail stapelt sich im Postfach: Diätpillen sehr billig! Bestell sie! Kredite günstig hier! Dazwischen die Nachricht von einem Mädchen, das sterben wird, wenn sie keinen Knochenmarkspender findet. Diese Mail weiterleiten an alle, das soll ihr helfen! Flupp. Was jetzt? Ein Mittel zum Peniswachstum? Danke, es reicht. Spam, Spam, Spam, Spam. Nichts im Netz ist nerviger als die Flut elektronischer Postwurfsendungen. Deren Zahl ist so gestiegen, dass es mitunter schwerfällt, im Spam-Dickicht der eigenen Mailbox persönliche Nachrichten aufzustöbern. Mehr als die Hälfte aller E-Mails soll inzwischen Werbemüll sein, schätzen Experten. Seltsam ist nur: Keiner will diese Angebote im Postfach haben. Und trotzdem kommen sie. Warum?

Was Sie tun und was Sie lassen sollten

+ Schutzprogramme: Installieren Sie einen Spam-Filter, der unerwünschte E-Mails in einem speziellen Ordner ablegt
+ Alternative Adresse: Holen Sie sich eine kostenlose E-Mail-Adresse, die Sie nur im Netz benutzen - so schützen Sie Ihre echte Adresse vor Spam und Viren
+ "BCC" nutzen: Schicken Sie eine Mail an viele Empfänger, schreiben Sie deren Adressen nicht in das "An"-, sondern in das BCC ("Blind Carbon Copy")-Feld Ihrer E-Mail-Software. So verbergen Sie sie vor Spammern
- Niemals Geld schicken: Bestellen Sie niemals etwas, das über eine Spam-Mail angeboten wird. Niemals
- Löschen sie Spam: Spam kann Viren und Trojaner transportieren. Öffnen Sie keine Anhänge. Klicken Sie nie auf Links. Antworten Sie nicht - auch nicht, um sich zu beschweren
- Adresse schützen: Geben Sie nie Ihre persönliche E-Mail-Adresse auf Websites oder öffentlichen Foren an. Haben Sie ein Impressum auf Ihrer Website: Maskieren Sie die Adresse. Wie das geht, erfahren Sie in diesem Artikel.

Weil es so einfach ist, sie zu verschicken. Und weil es Geld bringt, solange immer noch genug Leute auf den Müll hereinfallen. Um Millionen Menschen mit Milliarden E-Mails zu belästigen, braucht man: kriminelle Energie, ein paar Rechner mit schnellem Netz-Anschluss - und Millionen E-Mail-Adressen. Mehr nicht.

Die kriminelle Energie

vorausgesetzt, bleibt die Frage, woher die Rechner und die Adressen stammen. Letztere zu beschaffen, ist nicht schwer - im Internet natürlich. Schließlich gibt es dort Milliarden Webseiten, Chaträume und Foren, in denen Menschen freiwillig ihre E-Mail-Adresse hinterlassen. Und es gibt Software, die diese Adressen automatisch aus dem Netz herausfischt - "Harvester" heißen die Programme nach dem englischen Wort für Ernte. In Minuten "ernten" sie Tausende Adressen aus dem Netz und speichern die Sammlung. Falls Sie eine eigene Website haben und darauf ein Impressum, können Sie sicher sein, dass Ihre E-Mail-Adresse bereits bei einigen Spammern in der digitalen Schublade liegt.

So filtern Sie selbst Ihre E-Mail

"Mail-Rules" - Regeln, nach denen sich in jedem E-Mail-Programm eingehende Post sortieren lässt - helfen gegen Spam: Sie können angeben, dass etwa alles, was in der Betreffzeile die Wörter "Sex" oder "$$$" enthält, schon beim Empfang in einen separaten Ordner verschoben wird.

Und die Rechner, die Spam verschicken? Woher kommen die? Auch das ist einfach zu beantworten: Es könnte Ihr PC dabei sein. Es gibt nämlich Würmer, die das Netz nach unbehüteten Rechnern durchforsten und dann auf diesen ein Hintertürchen öffnen. Über dieses kann dann ein Spammer in den aufgebrochenen PC eindringen und seine Mails verschicken - der eigene Computer wird so zur Spam-Schleuder, ohne dass der Besitzer etwas davon ahnt. Mit einer schnellen DSL-Anbindung kann ein moderner PC sehr viele Mails in wenigen Minuten an viele Leute verschicken. Listen mit den Adressen von so befallenen Rechnern werden im Untergrund des Internets an Spammer verkauft. Der beste Schutz gegen solch einen Missbrauch Ihres Rechners sind ein Anti-Virus-Programm und eine Firewall; die beiden halten jedes Hintertürchen verschlossen.

Warum es so viel Spam gibt, ist also klar: Die Adressen gibt's umsonst und den Versand auch, wenn die Rechner gekapert sind. Oft genug existieren nicht einmal die Produkte, für die geworben wird. Wenn dann nur ein winziger Prozentsatz der Spam-Empfänger - ein paar hundert von den Millionen - auf die Mail hereinfällt und Geld überweist, hat sich die Sache für den Spammer schon gelohnt. Die meisten dieser Kriminellen sitzen übrigens in den USA (siehe nebenstehende Grafik), doch da dort zurzeit (wie auch bald in Deutschland) verstärkt gegen Spammer vorgegangen wird, ist die Zahl der Müll-Mails aus Amerika im September etwas gesunken.

Bleibt noch das Mädchen vom Anfang des Textes. Das mit dem Knochenmark. Solche Mails sind zwar kein Spam im eigentlichen Sinne, es sind eher Kettenbriefe. Und trotzdem passen sie in diesen Teil der Serie. Denn das Mädchen gibt es nicht, und es hat es nie gegeben. Es ist ein "Hoax", ein blinder Alarm, eine erfundene Geschichte, die viele Leute rühren soll und sehr viele dazu bewegt, die Mail an ihre Freunde weiterzuschicken. "Wer diese Mail löscht, hat kein Herz", beginnt eine dieser Mails - aber das Gegenteil ist richtig. Einige dieser "Hoaxes" sind schon seit vielen Jahren im Internet unterwegs, und es wird sie noch lange Zeit geben. Das ist Spam, den wir uns selber machen.

Websites, die Ihnen auf Anhieb weiterhelfen

www.spampal.de: Kostenloser und effektiver Spam-Filter
forum.computerbetrug.de: Hier erhalten Sie Rat, falls Sie Probleme mit Spam oder Viren haben
www.spamhaus.org: Viele Hintergründe zu Spam (englisch)
www.hoax-info.de: Hintergründe über aktuelle "Hoaxes". Immer erst hier vorbeischauen, bevor Sie einen Kettenbrief an alle Ihre Freunde weiterschicken

Eine schlechte Nachricht kommt nun leider doch noch: Vor Spam kann man sich nicht schützen. Sie können nicht verhindern, dass Spammer an Ihre E-Mail-Adresse Werbung schicken - aber es gibt Möglichkeiten, die Flut einzudämmen. Wenn Sie eine Sicherheits-Software installiert haben, besitzt sie in den meisten Fällen auch einen Spam-Filter. Den gibt es aber auch separat. Er wird recht zuverlässig unerwünschte Mails heraussortieren und in einem speziellen Ordner ablegen, sodass Sie der Spam wenigstens nicht nervt. Bevor Sie den Ordner löschen, sollten Sie jedoch überprüfen, ob wirklich nur Spam drin ist. Meistens müssen Sie den Filter nämlich noch ein wenig justieren, sodass er zu unterscheiden weiß zwischen Werbemüll und persönlichen Mails.

Der wichtigste Tipp lautet jedoch: Lassen Sie sich nie dazu verleiten, Geld zu überweisen - auch nicht an einen ehemaligen Regierungsbeamten aus Nigeria, der Ihnen in einer Mail verspricht, daraus durch geschickte Anlage Hunderttausende Euro zu machen. Lachen Sie nicht: Es gibt viele, die darauf schon hereingefallen sind. Spam ist kriminell und auf Verführung ausgelegt. Niemand will Ihnen Gutes tun. Es geht um Ihr Geld. Um nicht mehr und nicht weniger.

Sven Stillich

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