Als Elon Musk mit einem Waschbecken in der Twitter-Zentrale auftauchte, war das für viele Karrieren in diesem Unternehmen der Anfang vom Ende. Binnen weniger Tage feuerte Musk nicht nur die gesamte Führungsriege, sondern auch Tausende Mitarbeiter. Von über 7500 Menschen sind weniger als 3000 übrig. In einer ersten Welle gab es Entlassungen im großen Stil, anschließend siebte man über ein Freiwilligenprogramm weiter aus. Viele der ehemaligen Angestellten warten bis heute auf ihr Geld.
Das hat System, denn das Unternehmen steht unter großem finanziellen Druck (hier erfahren Sie mehr). Mitte Dezember 2022 hieß es in einem Bericht der "New York Times", dass Musk mit dem Gedanken gespielt habe, Abfindungen einfach nicht zu zahlen – Mieten für zahlreiche Bürogebäude setzte er zu dem Zeitpunkt bereits aus.
Nun scheint es, dass Ehemalige offenbar doch allmählich zu ihrem Geld kommen könnten – jedoch nicht ganz reibungslos. Wie "Gizmodo" berichtet, habe Twitter einen externen Dienstleister mit der Kommunikation beauftragt, der soll sich dabei aber recht ungeschickt anstellen.
Twitter-Abfindungen landeten im Spam, Webseite nicht erreichbar
Angeblich sollen Vertragsunterlagen und Informationen zu ausstehenden Zahlungen in recht unprofessionell wirkenden E-Mails verschickt worden sein, die so mancher Empfänger nur durch Zufall in seinem Spam-Ordner entdeckt habe.
Vor wenigen Tagen schrieb der ehemalige Twitter-Finanzanalyst Parker Lyons: "Falls ihr euch fragt, was aktuell hinter den Kulissen von Twitter los ist: Viele Leute haben gerade ihre Trennungsvereinbarungen in ihren Spam-Ordnern erhalten, die auf eine URL verweisen, die heute Morgen von einem wenig vertrauensvollen Anbieter registriert wurde."
Twitter hat sich für die CPT Gruppe entschieden, die in den USA Rechtsdienstleistungen anbietet und bei Google auf eine durchschnittliche Bewertung von 2,3 Sternen bei 39 Bewertungen vorweisen kann. Hauptsächlich beschweren sich Personen über ausstehende Schecks.
Der Link in der E-Mail verweist auf "usseparation.com". Tatsächlich ist die Seite sehr schlecht erreichbar und wenn man sie aufrufen kann, wird man von einem offenbar hastig zusammengebauten Internetauftritt begrüßt.
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"Mögen die Klagen beginnen"
Eine kleine Erklärung führt auf zwei Links, die man nur mit einem Login erreicht, dahinter verbirgt sich die Trennungsvereinbarung und damit eine Freistellung. "Business Insider" schreibt, dass viele Betroffene nun darüber nachdenken, ob sich das Angebot im Vergleich zu einer Klage lohnt.
Demnach soll Twitter nur eine Abfindung in Höhe eines einzigen Monatsgehalts anbieten. Im Gegenzug sollen die Unterzeichner dafür sämtliche Möglichkeiten, gegen die Kündigung rechtlich einzuschreiten, aufgeben. Anfang November kündigte Musk noch mindestens drei Monatsgehälter für jeden an, der Twitter verlässt.
Trotzdem kann Twitter nur hoffen, dass viele Empfänger dieser E-Mail auf das Angebot eingehen. Denn im Hintergrund formieren sich zahllose ehemalige Mitarbeiter, die das Unternehmen verklagt haben oder vorhaben, vor Gericht zu ziehen. "Mögen die Klagen beginnen", kommentierte ein ehemaliger Mitarbeiter die E-Mail gegenüber "Business Insider".
Und das dürfte teurer werden, denn alleine die Missachtung der Ankündigungsfrist einer Massenentlassung kostet in den USA bis zu 30.000 US-Dollar für jede fehlende Warnung.
Auch in Deutschland wird Twitter verklagt
In Deutschland formiert sich ein entsprechender Widerstand seit Ende November, berichtet unter anderem der BR. Auch hierzulande hatte man Mitarbeitern grundlos die Kündigung ausgesprochen, was arbeitsrechtlich in Deutschland nicht so einfach möglich ist.
Laut Bericht seien viele deutsche Betroffene in die Gewerkschaft eingetreten, und dabei, einen Betriebsrat zu gründen. Dazu erhoben sie eine Kündigungsschutzklage.
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