Neuralink Elon Musks Weg ins Hirn: In 6 Monaten will er den ersten Gedanken-Chip an Menschen testen

Auch wenn sich Elon Musk aktuell vor allem mit Twitter-Tiraden in die Köpfe bohrt, wird es seine Firma Neuralink sein, die das in einem halben Jahr tatsächlich machen will. Kürzlich präsentierte Musk, welchen Nutzen das hätte.

Neuralink gehört zu den eher kleineren Unternehmen im Portfolio von Elon Musk. Seit 2016 hat sich das vergleichsweise kleine Start-up mit etwa 100 Mitarbeitern das Ziel gesetzt, eine Art smartes Gerät zu erfinden, das direkt am menschlichen Hirn arbeiten soll. Dieses sogenannte "Hirn-Computer-Interface" soll die Behandlung schwerer Krankheiten erleichtern, eine Gedankensteuerung von Computern ermöglichen und langfristig dafür sorgen, dass Menschen in der Lage sind "potenziell gefährliche Verwendungen von künstlicher Intelligenz bekämpfen zu können", wie Musk einst erklärte.

Elon Musk nennt neuen Termin für erste Operation am Menschen

Bei einer Konferenz präsentierte der US-Milliardär kürzlich in knapp drei Stunden den Stand der Forschung. Die wohl wichtigste Nachricht für das junge Unternehmen: Laut Musk seien "die meisten Unterlagen" zur Genehmigung klinischer Studien inzwischen bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eingereicht worden. Läuft alles nach Plan, wolle man in einem halben Jahr mit ersten Tests an Menschen beginnen und das Neuralink-Gerät erstmals einpflanzen.

Zunächst wolle man damit zwei Probleme angehen und letztlich lösen. Erstens soll das Implantat Menschen mit körperlichen Einschränkungen ermöglichen, Computer und Smartphones barrierefrei nutzen zu können. Die Eingaben, so sieht es das Unternehmen vor, sollen per Gedanken erfolgen und händische Bedienung überflüssig machen. 

Zweitens will Neuralink es blinden Menschen ermöglichen, wieder sehen zu können. Musk erklärte, dass das im Idealfall auch bei Personen funktionieren solle, die blind auf die Welt gekommen sind und noch nie sehen konnten.

Ein Affe bestellt Obst

Als Demonstration, wie die Bedienung von Computern funktionieren könnte, zeigte das Unternehmen einen Affen. Das mit dem Implantat ausgestattete Tier sitzt im Video vor einem Computer, ruft eine Bildschirmtastatur auf und tippt – anscheinend per Gedankenkontrolle – anhand eines Wortbaukastens einen sinnvollen Satz zusammen. "Er macht das gerne", versichert Musk. Erst im Februar sah sich das Unternehmen großer Kritik ausgesetzt, als Berichte über viele verstorbene Tiere auftauchten (hier erfahren Sie mehr).

Kurz nach der Konferenz veröffentlichte Neuralink vielleicht auch deshalb ein Video über den aktuellen Stand der Pflege und den Zustand der Versuchstiere

Einen großen Teil der Präsentation widmete Neuralink auch der Operation und dem eigentlichen Gerät. Musk erklärt, dass das Implantat quasi einen Teil der Schädelplatte ersetze und nach erfolgter Heilung nicht länger sichtbar sei. Den Anschluss ans Hirn übernimmt bei Neuralink ein Roboterarm, der das Implantat im Kopf ähnlich wie eine Nähmaschine verkabelt. Diese Kabel benötigt Neuralink, um das Hirn zu stimulieren und Signale zu empfangen. Externe Forscher bezeichnen diese Technologie als großen Forschritt, denn der Eingriff ist händisch nicht zu leisten.

Prototypen seit Jahrzehnten

Diese Art Fortschritt braucht es auch, um "Hirn-Computer-Schnittstellen" massentauglich zu machen. Die Idee und erste Prototypen solcher Implante gibt es seit Jahrzehnten, bisher hat es aber keines geschafft, über mehr oder weniger erfolgreiche Studien hinauszukommen.

Dass das offenbar auch nicht leicht ist, beweist der Zeitplan, den Neuralink schon oft verschieben musste. Schon 2019 kündigte Musk an, eine behördliche Genehmigung bis Ende 2020 einholen zu wollen, 2021 hieß es, es werde noch im gleichen Jahr endlich mit Studien an Menschen losgehen. Der Plan, mit der Arbeit in wenigen Monaten zu beginnen, könnte also erneut nicht zutreffen.

Musk selbst bleibt zuversichtlich, dass seinem kleinen Unternehmen der Durchbruch gelingt. "Eines Tages", sagte Musk, "werde ich hier auf der Bühne stehen und ein solches Implantat haben."

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