Wer bei Facebook, Twitter oder Instagram angemeldet ist, für den ist es nichts Neues. In den Kommentaren weht seit geraumer Zeit ein eisiger Wind von rechts. Troll-Accounts provozieren mit Gesinnungsäußerungen, die sich gegen Ausländer, Zuwanderer und Geflüchtete wenden. Oder, wie in diesem Fall, gegen Hautfarben. Auf manchen Kanälen erhalten sie Zuspruch, oft wohl von anderen Troll-Accounts. Bots schreiben für Bots, um den Schein zu erwecken, dass viele Menschen einer (rechten) Meinung sind. Die jüngste Provokation allerdings, die sich in den letzten 24 Stunden auf Twitter vor allem gegen den Otto-Versand richtete, erreichte das Gegenteil.
Dass ein per Post versandter Prospekt des Otto-Versands Menschen mit dunklerer Hautfarbe zeigt, sollte Auslöser einer Beschwerdewelle werden. Die Twitter-User steuerten jedoch gegen – und der oder die Betreiber des Ursprungs-Tweets schlossen schnell ihren Account. Shitstorms sind nichts Schönes, erst recht nicht, wenn sie sich gegen einen selbst richten.
Die Zeit der unsozialen Medien
Während die sozialen Medien als Plattformen des Austausches starteten und auf Seiten wie Schüler-VZ noch gegruschelt wurde, hat die Nutzung der Netzwerke sich inzwischen in Kanäle gewandelt, auf denen Stimmung gemacht wird. Die Geschwindigkeit der Verbreitung und die Reichweite haben das Flugblatt ersetzt, das früher verwendet wurde, um seine Meinung kundzutun. Leidtragende dessen sind in der Regel die Social-Media-Teams größerer Konzerne oder Medien, die sich mit Trollen und Bots herumschlagen müssen. Menschen gegen Meinungsmaschinen.
Der stern hat bei Otto nachgefragt, wie der Konzern reagiert hat. Die in dem Tweet gezeigten Bilder stammen nicht aus dem Otto-Katalog, der Hauptkatalog wurde Ende 2018 eingestellt, sondern aus einem aktuellen Prospekt, der per Post verschickte wurde.
Glauben Sie, dass es sich um einen von Rechts organisierten Shitstorm handelt?
Alle Indizien deuten darauf hin, dass von Rechts ein Shitstorm gegen Otto gestartet werden sollte. Uns freut, dass kurz nach dem ersten rassistischen Tweet schnell andere Kund*innen Position gegen die Hasskommentare bezogen haben. Werte wie Diversität, Freiheit und Toleranz sind für uns bei Otto oberstes Gut – und werden es auch bleiben.
Handelt es sich um einen Shitstorm oder nur um vereinzelte Hate-Tweets?
Nein, es gab keinen Shitstorm, sondern bestenfalls den konzertierten Versuch, einen solchen zu erzeugen. Es waren am 13. Januar insgesamt rund 9000 positive und negative Tweets (deutlich mehr positive) zu dem Thema, sodass Otto kurzzeitig in den Twitter-Trends auftauchte. Die Zahlen steigen weiter.
Wie geht Ihr Social-Media-Team damit um?
Wir haben versucht, besonnen zu reagieren, auch weil die rechte Twitter-Blase klein ist und durch Bots und Fake-Accounts befeuert wird. Wir freuen uns dennoch sehr, dass es von so vielen Twitter-Nutzerinnen derart positive Kommentare und Unterstützung für Otto gab. Das zeigt uns, dass wir mit unserer Meinung nicht allein sind.