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Umstrittene DSL-Drosselung Die Telekom rechnet sich 75 GB schön

Neuer Ärger um die Datenbremse: 75 GB pro Monat sind ausreichend, sagt die Telekom und veröffentlicht dazu nun eine Infografik. Ein User hat nachgerechnet - und die Grafik der Realität angepasst.

Vor einem Monat sorgte die Telekom mit ihren Drosselungs-Plänen für einen Aufschrei im Netz. Wer in Zukunft mehr als 75 Gigabyte Datenvolumen verbraucht, muss entweder für den Rest des Monats mit Schneckenspeed weitersurfen oder eine zusätzliche Gebühr entrichten. Klassische DSL-Flatrates wird es zwar auch in Zukunft geben, die werden aber deutlich teurer.

Dass die Telekom von ihrem Vorhaben nicht abrücken wird, hat Deutschland-Chef Niek Jan van Damme wiederholt bestätigt: "Für uns ist das Thema zu wichtig, als dass wir zurückrudern könnten", sagte van Damme der Zeitung "Welt". Stattdessen setzt der Telekommunikationsanbieter nun auf Aufklärung: Mit einer Infoseite will die Telekom ihre Kunden vom "Netz der Zukunft" überzeugen und Bedenken beiseite wischen. Neben einem Tool, mit dem der eigene Datenverbrauch analysiert werden kann, finden sich dort auch einige Infografiken.

Drei Minuten HD-Film am Tag

Eine Übersicht zeigt, was ein Nutzer mit 75 Gigabyte Datenvolumen im Monat anstellen kann. So könne man etwa drei HD-Filme anschauen, zwei Stunden täglich Webradio hören, 400 Fotos in hoher Qualität herunterladen, 1000 Websites aufrufen und mehr als vier Stunden pro Woche Videospiele über das Internet zocken, ohne Probleme mit der Bandbreite zu bekommen, suggeriert die Grafik. Wie immer bei der Deutschen Telekom muss aber auch hier das Kleingedruckte beachtet werden: Alle Daten seien Durchschnittswerte und können je nach Komprimierungsqualität stark schwanken.

Schon das Telekom-Beispiel zeigt, dass für überdurchschnittlich digital aktive User das Datenkontingent schnell eng werden kann. Vor allem Gamer, die teilweise bis zu 35 Gigabyte für ein Videospiel herunterladen müssen, müssen gut haushalten. Der Twitterer Martin Schmitt hat die von der Telekom veranschlagten Werte auf eine vierköpfige Familie pro Tag umgerechnet. Vergleicht man diese Zahlen, in denen datenhungrige Dienste wie Skype, Spotify oder Online-Videotheken gar nicht berücksichtigt werden, sieht das Verhältnis schon ganz anders aus. Schnell werden aus den drei HD-Filmen monatlich à zwei Stunden lächerliche drei Minuten je Familienmitglied pro Tag. Acht Minuten zocken, drei Fotos am Tag und acht Webseitenaufrufe - wer mehr verbraucht, surft am Monatsende mit Schneckenspeed.

Widerstand im Netz

Viele Nutzer wollen die Datendrosselungspläne und das damit einhergehende stetige Abschaffen der Netzneutralität nicht hinnehmen. Deshalb fordern sie in einer Online-Petition, dass der Deutsche Bundestag ein Gesetz beschließen möge, "das Internetanbieter ('Provider') verpflichtet, alle Datenpakete von Nutzern unabhängig von Ihrem Inhalt und Ihrer Herkunft gleich zu behandeln." Innerhalb weniger Tage hat die Petition die nötigen 50.000 Unterschriften gesammelt. Nun muss der Bundestagsausschuss das Thema debattieren.

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cf

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