Sie lauten www.wtccrash.com, www.worldtradecenter-attack.de oder www.osama-bin-laden.de - seit dem 11. September, dem Tag der Terroranschläge in den USA, ist eine Fülle neuer Webseiten im Netz aufgetaucht. Einige Anmelder verfolgen dabei finanzielle Interessen: Unter www.wtccrash.de zum Beispiel steht die Mitteilung: »14.09.01 - Domain zu verkaufen«.
Ein Anruf des Bundesnachrichtendienstes
Dem 20-jährigen Schüler Martin Kluck aus dem hessischen Butzbach brachte die Anmeldung der Domain www.osama-bin-laden.de einen Anruf des Bundesnachrichtendienstes ein. »Die haben mich gleich gefragt, welche Inhalte auf die Seite sollen, welche Nationalität ich habe und ob ich einer Partei zugehöre.« Er selber nannte die Anmeldung eine »Schnapsidee«. Eigentlich habe er ein Diskussionsforum und Informationen auf die Seite stellen wollen. Nach dem ganzen 'Trubel um die Seite' überlege er, sie wieder abzumelden.
Eine Seite zum Gedenken?
Jegliches kommerzielles Interesse weist auch Nina Lenssen aus Brüggen am Niederrhein von sich. Die Mitarbeiterin eines EDV-Betriebs hat sich am 12. September die Seite www.worldtradecenter-attack.de gesichert. Sie sei von den Ereignissen betroffen gewesen und wollte »eine Seite zum Gedenken gestalten und zum Informieren«.
Allerdings habe sie ihr Angebot noch nicht umsetzen können. So sind derzeit nur Bilder von den brennenden Türmen des World Trade Centers zu sehen.
»Ich war erstaunt, dass so viele andere Domains mit World Trade Center schon besetzt sind«, sagte Lenssen. Die Anmelder waren mit den Reservierungen sehr schnell. Nur wenige Momente nach dem ersten Einschlag eines Flugzeuges haben nach einem Bericht des US-amerikanischen Onlinemagazins »salon.com« User nach freien Domains geschaut. So habe ein Kanadier während der 23 Minuten zwischen Einsturz der beiden Türme die Domain www.wtctowercollapse.com gebucht. Die Adresse steht zum Verkauf.
DENIC: Wir sind nur Verwalter
Die DENIC in Frankfurt, die Domain-Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft für Adressen mit ».de«-Endungen, hat nach eigenen Angaben keinen Überblick über Anmeldungen in Deutschland. »Wir sind nur Verwalter«, sagte Sprecher Klaus Herzig. Die Anmeldungen auf solche Namen seien nicht geprüft worden. Auf Domain-Grabbing - dem massenhaften Sichern von Adressen zum Weiterverkauf - und auf Inhalte der Seiten habe die DENIC keinen Einfluss. Doch viele Einträge in der DENIC-Datenbank stammten aus den vergangenen vier Wochen.
Der Internet-Namenshändler VeriSign hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, zu prüfen, ob Adressen missbraucht würden, die an die Terror-Attacken erinnerten. Im Zweifelsfall sollten sie gesperrt werden. Neben den vielen Seiten, die zum Verkauf stehen oder sich im Aufbau befinden, gibt es auch Gedenk-Seiten wie www.worldtradecenter.com oder www.110901.com. Zudem wurden Seiten mit vielen Informationen und Hintergründen ins Netz gestellt, wie die Seite www.worldtradecenterdisaster.com.
Matthias Schröter