Bei aktuellen Smartphone-Tests spielt die Kamera eine Hauptrolle – zu ähnlich sind sich andere Aspekte der Geräte, nur wenig ist im Alltag wichtiger als die Qualität der Schnappschüsse. Die Herstellerangaben für das Xiaomi 12 Pro lesen sich vielversprechend, aber reine Leistungsdaten sind wie so oft nicht alles – die Software muss auch damit umgehen können. Und leider leistet sich Xiaomi hier deutliche Schwächen, wo es Apple nicht tut. Alle weiteren Details zum Xiaomi-Flaggschiff finden Sie im ausführlichen Test.
Drei Kameras, nur eine mit Top-Ausstattung
Das Xiaomi 12 Pro kommt mit drei Kameras auf der Rückseite. Sie alle haben 50 Megapixel, aber beim Sensor unterscheiden sich die Knipsen deutlich. Nur die Weitwinkelkamera hat daher eine große Linse und arbeitet mit einem brandneuen Sony IMX707 Sensor, die Ultra-Weitwinkelkamera und die Telekamera fallen kleiner aus und setzen auf einen durchschnittlich leistungsstarken Samsung Isocell JN1. Der optische Zoom vergrößert maximal zweifach, digital bietet das Xiaomi höchstens zwanzigfache Vergrößerung. Im Test zeigte sich aber schnell: Sinnvoll ist das nicht, spätestens ab der zahnfachen Zoomstufe lässt sich nur noch erahnen, was auf dem Bild zu sehen sein könnte.
Bei Tageslicht macht das Xiaomi 12 Pro gute Bilder, dreht aber oft zu sehr an den Farben. Und das – etwas kurios – mal mit zu knalligen Tönen (Wald), mal mit vornehmer Blässe statt realistischer Darstellung (Dackel, Menschen). Im direkten Vergleich mit dem iPhone 13 Pro Max fällt das schnell auf, denn Apple gelingt es in jedem Szenario, die Farben so zu zeigen, wie sie in der echten Welt auch sind.
Freistellen kann Xiaomi sehr gut
Kleiner Trost: Immerhin schneidet das Xiaomi im Vergleich zum iPhone bei Porträts mit verschwommenem Hintergrund (Bokeh) besser ab, hier leistet sich das iPhone Patzer beim Freistellen von Personen. Aber: Auch bei Bildern von Menschen hat Xiaomi insgesamt das Nachsehen. Es wirkt auf den Bildern, als baue die Software automatisch und ungefragt Filter ein. Falten verschwinden, mühsam erarbeitete Bräune wird aufgehellt und die Bilder verlieren viel Natürlichkeit.
Das betrifft auch die Selfie-Kamera mit 34 Megapixeln, die zwar gute Bilder macht, das Xiaomi daraus aber trotzdem strittige Resultate zaubert. Personen wirken blasser als sie sind, Falten bügelt das Smartphone hier ebenfalls ungefragt weg.
Nachts wird es hell
Auch Nachts hat Apple die besseren Karten: Das Xiaomi macht die Bilder oft zu hell, belichtet schnell zu stark. Dafür wirken die Bilder insgesamt natürlich heller, im Zweifel sieht man also mehr. Das iPhone macht den Job im Hinblick auf eine realistische Darstellung besser, hier kommt es letztlich auf den Geschmack an.
In Summe macht das Xiaomi 12 Pro solide Bilder, die für sich durchaus ansehnlich sind, im Vergleich zeigt besonders das iPhone 13 Pro Max aber, dass es besser geht. Etwas unverständlich und fast unverzeihlich: Ausgerechnet das Xiaomi 12 Pro ist das einzige Gerät der 12er-Modellreihe, welches keine Makrofunktion bietet – die günstigeren Varianten hingegen schon.
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