In der VW-Affäre um Tarnfirmen und Prostituierte, veruntreute Gelder und Spesenbetrug will die Braunschweiger Staatsanwaltschaft demnächst den zurückgetretenen Personalvorstand Peter Hartz vernehmen - vorerst nur als Zeugen. Doch Hartz und weitere namhafte Köpfe bei VW könnten rasch zu Mitbeschuldigten werden, wenn sich erhärten lässt, was der frühere Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer in dieser stern-Ausgabe erzählt. Danach ist der Sumpf bei Europas größtem Autobauer weit größer und tiefer als bisher angenommen.
Fünfmal trafen die stern-Reporter Arne Daniels und Johannes Röhrig die Schlüsselfigur des Skandals zum Interview und ließen sich von Gebauer das System von Selbstbedienung, Begünstigung und Lustgewinn ausführlich erklären. Gebauer war der Verbindungsmann zwischen Konzernleitung und Betriebsrat, organisierte die Luxusreisen und bezahlte die Prostituierten, mit denen sich offenbar viele Manager und Betriebsräte auf VW-Kosten vergnügten.
Da Gebauer inzwischen aber vom VW-Konzern gefeuert worden ist und die Staatsanwaltschaft auch gegen ihn ermittelt, ließ es der stern nicht bei seinen Aussagen bewenden. Arne Daniels und Johannes Röhrig nahmen sich die Zeit, auch mit anderen Beteiligten in der Affäre zu sprechen und Schriftsätze zu lesen. Sie konfrontierten alle Betroffenen detailliert mit den neuen Vorwürfen und suchten diverse Schauplätze auf: triste Absteigen in Braunschweig und Hannover ebenso wie teure Hotels in Lissabon, in denen es sich die VW-Leute gut gehen ließen.
In der portugiesischen Hauptstadt stöberten die stern-Reporter auch die Prostituierte Mariza auf, die dem einstigen VW-Vorstand Hartz wohl bis zuletzt zu Diensten war, wie Gebauer behauptet und sie bestätigt - auch auf Kosten von VW, wie es scheint. Das Interview mit Gebauer und die meist sehr spröden Stellungnahmen der Betroffenen lesen Sie von Seite 26 an.
"Du bist Deutschland" heißt eine Kampagne, mit der die großen Medienhäuser der Republik Aufbruchstimmung erzeugen wollen. Wir unterstützen diese Aktion nicht nur, indem wir ihr in dieser Ausgabe vier Doppelseiten für Anzeigen zur Verfügung stellen. Wir lassen auch viele bekannte und unbekannte Deutsche zu Wort kommen, die bei einem Filmspot mitgemacht haben, der seit Montag überall zu sehen ist. Sie erzählen, warum es sich lohnt, selbst die Initiative zu ergreifen - frei nach dem Satz von John F. Kennedy: "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage dich, was du für dein Land und das Gemeinwohl tun kannst." Denn genau darum geht es bei "Du bist Deutschland": nicht jammern, sondern mit anpacken, damit sich etwas ändert in diesem Land.
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Thomas Osterkorn