berlin Deutsch-chinesische Expedition in Mittelasien

Arbeitsgruppe erforscht Wüste Gobi

Arbeitsgruppe erforscht Wüste Gobi

Wüste Gobi ist eigentlich »doppelt gemoppelt«, denn Gobi heißt auf mongolisch Wüste. Als könnte man nicht ausreichend betonen, wie trocken und karg dieser Teil Mittelasiens ist. Dass es nicht immer so staubtrocken zuging, vermutet Hans-Joachim Pachur, Professor für Geographie an der Freien Universität Berlin. »Wir versuchen nachzuweisen, dass es in der Gobi sehr fruchtbare Perioden mit hoher Niederschlagsmenge gegeben hat«, so der Professor.

Aber die Erforschung ist nicht allein Aufgabe der Geographen: Geophysiker, Botaniker, Bodenkundler und Sinologen aus Berlin sowie ihre chinesischen Kollegen der Universität Lanzhou arbeiten gemeinsam an dem somit internationalen Projekt.

Der Thematik mangelt es nicht an Faszination: Vor 2000 Jahren - während der Han-Dynastie - erlebte das Reich der Mitte eine Blütezeit. Zur Sicherung der nördlichen Grenzen siedelte der chinesische Kaiser im Gebiet der Gobi Soldaten an. Diese waren gleichzeitig Bauern, die erfolgreich Ackerbau betrieben. Trotzdem wurden, alte Schriften beweisen es, die Siedlungen um 140 n. Chr. aufgegeben. War dies ein erstes Anzeichen für den langsamen Zerfall des Reiches oder gab es ökologische Ursachen?

Hilfreich für die Beantwortung dieser und anderer Fragen ist die interdisziplinäre Zusammensetzung der Forschergruppe. Wenn die Dokumente der Sinologen von Pflanzen berichten, wird Harald Kürschner, der Botaniker im Team, sofort hellhörig. »Die Vegetation ist ein Indikator für Klima und Boden, sie gibt Auskunft über die möglichen Veränderungen«, so der Pflanzenkundler.

Mit Hilfe von Bodenproben versuchen die beteiligten Geophysiker Licht in die Geschichte der Gobi zu bringen. Einige dieser Proben der manchmal 200 Meter tiefen Bohrungen enthalten fossile Reste von Tieren und Pflanzen. Diese lassen sich auf ein Alter von bis zu 950.000 Jahren zurückdatieren. Von ihnen erhoffen sich die Wissenschaftler nun aufschlussreiche Erkenntnisse.

Vielleicht wird sich so die Frage klären, ob eine politische Entscheidung oder ein Klimawechsel Grund für den Rückzug der wehrhaften Bauern war. Der Bau der Chinesischen Mauer kann indes nicht Schuld am Exodus der Grenzer sein. »Schließlich musste auch die Mauer bewacht werden«, so einer der Forscher. (ad)

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