Am Rande der Trabantenstadt "New Cairo" flattert die deutsche Fahne im Wind. Gartenbauer haben aus einem Teil des ehemaligen Wüstenflecks, eine knappe Autostunde vom Zentrum Kairos entfernt, einen kleinen Park mit Rasenflächen und Palmen gezaubert. Dahinter erhebt sich ein gelber, moderner Block mit schwarz getönten Fenstern. Er beherbergt ein bislang einzigartiges Bildungsprojekt. An der "German University Cairo" (GUC) - der einzigen deutschen Auslandsuniversität - studieren seit vergangenem Herbst knapp 1.000 junge Männer und Frauen. Wenn der Rest des sandigen Grundstücks bebaut ist, sollen es 5.000 sein. Besonders deutsch ist die 2002 gegründete ägyptische Privatuniversität bei genauerem Hinsehen allerdings nicht, Kritiker halten den Titel vor allem für einen Werbe-Gag.
"Die Unterrichtssprache ist Englisch", sagt der in Deutschland ausgebildete ägyptische Universitätsgründer Ashraf Mansour. Die Studenten kommen fast ausschließlich aus Ägypten. Der Lehrplan orientiert sich ebenfalls nicht am deutschen Vorbild. Knapp die Hälfte der Professoren stammt allerdings aus Deutschland, und zur Eröffnung im vergangenen Herbst kam Bundeskanzler Gerhard Schröder. "Etwas typisch deutsches, worin sich die Uni von anderen in Kairo unterscheidet, gibt es nicht", sagt der 19-jährige Student Sharif Heleka. "Die gute technische Ausstattung - das ist vielleicht typisch deutsch", sagt die Studentin Rawya El Shazly.
Die GUC im Internet.
Für das erste Semester meldeten sich 750 Studenten
In Ägypten, einem der größten Empfänger von Entwicklungshilfe aus Deutschland, ist das Ansehen der deutschen Industrie und Wissenschaft groß. "Es gibt in Ägypten durchaus einen Markt für diese Art von Bildungseinrichtung", sagt Management-Professor Giselher Dombach von der GUC. Die Universität finanziere sich über Studiengebühren, wobei sich die Höhe nach den Abitur- und Eignungstestnoten richte, erklärt Mansour. Das Deutsche im Titel zieht: Schon für das erste Semester meldeten sich 750 Studenten.
"Die deutschen Partner-Universitäten Ulm und Stuttgart beraten die GUC", sagt Wolfgang Hüttner von der Universität Ulm, der ein Semester an der GUC unterrichtete. Weiter geht die Kooperation bislang nicht, auch wenn die deutschen Unis langfristig in der Forschung mit der GUC zusammenarbeiten sollen. Geplant ist auch, dass einige Studenten Praxissemester in Deutschland absolvieren. "So wie ich wollen viele später in Deutschland weiter studieren", sagt Heleka.
Bislang ist nicht sicher, ob die Abschlüsse in Deutschland anerkannt werden
Bislang ist aber noch nicht einmal sicher, ob die Abschlüsse der GUC in den sieben Fächern Pharma- und Biotechnologie, Medien- und Informationstechnologie, Management, sowie Ingenieur- und Materialwissenschaften in Deutschland anerkannt werden. Der Akkreditierungsprozess läuft noch. Die Bildungsstandards sind in Ägypten erheblich niedriger als in Deutschland. «Die ersten Semester an der Uni hier entsprechen der Oberstufe an deutschen Gymnasien», sagt Dombach.
Manche der nach Kairo eingereisten Lehrkräfte hatten allerdings zunächst Schwierigkeiten, sich an landestypische Gegebenheiten zu gewöhnen. Das lag aber nicht an den zum Teil voll verschleierten Studentinnen oder dem Liftboy, der im Aufzug die Etagenknöpfe drückt. "Wenn sich Studenten zu hart angefasst fühlen, rufen oft die Eltern gleich beim Präsidenten an", sagt Hüttner. "Dann werden die Professoren zu einem klärenden Gespräch gebeten." Die Studenten seien schließlich zahlende Kunden. "Und wenn eine Klausur zu schlecht ausfällt, macht die Universitätsleitung ein betrübtes Gesicht."