Einmal Sieger in der Wohnungslotterie sein
In Hamburg studieren über 60.000 Menschen, von denen ein Großteil auch in der Stadt lebt. Einige nutzen noch den fürsorglichen Rundum-Service der elterlichen Herberge, aber ein Großteil strebt nach Unabhängigkeit in Form der eigenen vier Wände. Nur sind diese Wände nicht immer einfach zu finden und viele Wege führen in die Verzweiflung.
Es geht in eine Ecke Hamburgs, die kaum einer kennt. Nach kurzem Suchen hat man das Haus gefunden und erfährt beim Anblick der baufälligen Außenfassade die erste Ernüchterung. Im Treppenhaus beginnt man langsam sich zu gruseln und spätestens in der Wohnung möchte man verzweifeln.
Aber es nützt nichts: Das Lächeln aufgesetzt und demjenigen, der einen reingelassen hat, mit freundlicher Demut die Hand geschüttelt. Unversehens sieht man sich mit vielen anderen Bewerbern in eine Wohnung gedrückt und kann vor lauter Menschen nichts mehr sehen. Den Andrang vor der Toilette kennt man eigentlich nur vom Damenklo auf dem Hafengeburtstag.
Gruppennester oder nicht
Doch vor der Besichtigung steht die Frage nach der Art der Unterkunft. Studenten, die nur ein Dach über dem Kopf suchen, stehen einige Optionen offen. Da wäre zum Beispiel ein Zimmer in einem der zahlreichen Studentenwohnheime der Stadt. Oder man sucht sich eine Wohngemeinschaft.
In vielen Fällen strebt aber der gemeine Student ein kleines Domizil für sich alleine an. Der Nachtteil dabei ist, dass die Wohnungen meistens teurer als ein Zimmer im Studentenwohnheim oder einer WG und eher selten einfach zu bekommen sind. Gerade als Student mit beschränktem Budget steht man in der Vermietergunst nicht an oberster Stelle.
Instinkte beim Nestbau
Die Ansprüche, die der optimistische Anfänger aufstellt, schrumpfen daher auch schnell zusammen. Zuerst sollen es zwei Zimmer in einem Altbau mit circa 50 Quadratmetern, Vollbad, Einbauküche und Balkon in den begehrten Stadtteilen (Altona, Eppendorf, Eimsbüttel, Winterhude) für ungefähr 450 Euro sein. Wenn dann noch der Bezugstermin passt und keine vollständige Renovierung erforderlich ist, kann man sich als Sieger der stadtweiten Wohnungslotterie fühlen. In der Regel landet man eher früher als später bei einer Ein-Zimmer-Wohnung, deren Decken genauso niedrig wie die Miete sind.
Wer sich für eine Wohnung interessiert, kann sich auf einen Papierkrieg vorbereiten. Schon bei der Besichtigung füllt man meistens einen Bewerbungsbogen aus, der einem Verhör im Neonlicht gleichkommt. Schließlich sagt der Familienstand nichts über den Geräuschpegel aus. Weiter werden Lohn- und Einkommensnachweise verlangt, besonders häufig bei Studenten auch Schuldbeitrittserklärungen, was nichts anderes als eine Bürgschaft meint. Auch schon fast obligatorisch ist die Vermieterbescheinigung, in der die Zahlungsmoral und die Einhaltung der Hausordnung vom vorherigen Mieter attestiert wird.
Beharrlichkeit ist das Stichwort. Hat man der Person, die über Gedeih und Verderb bei der Vermietung entscheiden soll, versichert, dass man gerne bereit ist, die eine oder andere Instandsetzung selbst zu machen, bleibt einem nur abzuwarten.
Sollte man widererwartend die Wohnung bekommen, kann man immer noch ablehnen und weitersuchen. Es gibt ja so viele Wohnungen in Hamburgs Dschungel. (ml)