Jessica DuLong wohnt in Brooklyn, New York. Die Journalistin und Autorin hat zwei Kinder. Beide wissen nichts von den traumatischen Ereignissen, die ihre Mutter erlebt hat. Denn Jessica DuLong erlebte den Terroranschlag am 11. September 2001 in New York aus nächster Nähe: Vom Wasser aus auf dem Feuerboot John J. Harvey, das 80 Stunden lang Wasser pumpte und damit half, Feuer zu löschen, bis die Wasserleitungen in Lower Manhatten wieder in Betrieb genommen werden konnten.
Von diesem Erlebnis hat sie eine posttraumatische Belastungsstörung davongetragen. Bis heute hat sie nicht mit ihren Kindern darüber gesprochen, wie sie in einem CNN-Artikel beschreibt. Doch sie weiß, gerade bei ihrem neunjährigen Sohn ist es langsam an der Zeit dafür. Wie macht sie das am besten?
Bereit dafür?
Jessica DuLong wandte sich an David Anderson, den Vizepräsidenten von "Child Mind". Die Non-Profit-Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben von Kindern, Familien, Lehrenden und Betreuenden leichter zu machen, indem sie helfen, über alle Arten von schwierigen Themen zu diskutieren.
Anderson stellt klar: "Ihre Kinder sind bereit zu hören, was in der Welt vor sich geht – von Ihnen." Das sei viel besser, als wenn sie es von anderen hörten, argumentiert er. Besonders Menschen, die keine "enge Bezugsperson" seien, stellten eine Gefahr dar. Denn mit engen Bezugspersonen könnten Kinder ihre Gefühle leichter verarbeiten. "Die eigentliche Frage ist", drängt der Experte, "sind Sie bereit, es den Kindern zu sagen?"
Entwicklung und Vertrauen
Wichtig sei es laut Anderson, den Kindern nur Inhalte zu verraten, für die sie entwicklungsmäßig bereit seien. Dafür solle man dem Kind ein paar grundlegende Fakten nennen und sehen, "wie es reagiert". Dieser Prozess von Fakten zur emotionalen Reaktion, Gefühle zu würdigen und Fragen zu beantworten wiederholt sich laut Anderson im Laufe der Kindesentwicklung tausende Male, er sei normal und wichtig.
Fühle man sich als Elternteil oder Vertrauensperson aufgrund eines Traumas nicht in der Lage, über das Thema mit den eigenen Kindern zu sprechen, solle man einen anderen vertrauenswürdigen Erwachsenen um Hilfe bitten. Anderson sagte gegenüber CNN: "Es ist völlig in Ordnung, einem Kind zu sagen: 'Hör mal, es ist sehr emotional für mich, darüber zu sprechen. Es ist wichtig für dich, darüber zu hören, aber ich muss auch sicherstellen, dass ich an einem Ort bleibe, an dem ich diese Diskussion führen kann.'" Es sei wichtig den Kindern zu zeigen, dass solche Nachrichten traurig oder verstörend sein können und dass diese Gefühle gefühlt werden dürfen und total in Ordnung seien, "gleichzeitig ist es wichtig, reguliert zu bleiben, um dem Kind zu helfen, seine emotionalen Reaktionen zu verarbeiten."
Sprechen über Emotionen
Entscheidend sei auch, so Anderson, die Informationen richtig zu formulieren. Im Gespräch über Terroranschläge oder Amokläufe empfiehlt er: "Erklären Sie Ihrem Kind, wie ungewöhnlich diese Art von Ereignissen ist. Auch wenn es viel häufiger vorkommt als in der Vergangenheit – beunruhigend häufig sogar –, ist es immer noch relativ unwahrscheinlich, dass das Kind diese Erfahrung machen wird."
Die wichtigste Lektion sei, mit dem Kind das Sprechen über Emotionen zu üben. "Im Leben geht es nicht darum, perfekt auf alles zu reagieren, was passiert", sagte Anderson. Es gehe darum, "Wege zu finden, die man bewältigen kann und bereit zu sein für alle Hindernisse, die das Leben einem in den Weg stellt". Schirme man Kinder vor jedem emotionalen Ereignis ab, das auftreten könnte, gäbe es ein böses Erwachen, wenn sie erwachsen würden. Das sei kontraproduktiv.

Das Feuerboot und der Terroranschlag
Jessica DuLong ist überzeugt: Mit all diesen Tipps wird sie sich in diesem Jahr trauen, ihren Kindern im ruhigen Gespräch von 9/11 zu erzählen. Sie wird ihnen das Kinderbuch "Fireboat" von Maira Kalman vorlesen. Das Kinderbuch über das Boot, auf dem sie sich an diesem Tag befand. Das Kinderbuch, indem sie selbst im Maschinenraum zu sehen sei, schreibt sie bei CNN.
Sie werde ihren Kindern ihr eigenes Buch über den Terroranschlag und die bedeutsame Geschichte von unerkannten lebensrettenden Maßnahmen zeigen. Vor allem aber werde sie ihren Kindern erklären, dass Menschen einander durch Katastrophen helfen und Güte, Einfallsreichtum und Menschlichkeit überwiegen. "Ich werde sie lehren, dass Hoffnung und Wunder selbst die dunkelsten Zeiten erhellen", beendet sie ihren Artikel für CNN.
Quellen: CNN / "Child Mind" / "1931fireboat"