LEIPZIG Im Klanglabor auf Tönejagd

Mehr als verstaubte Ausstellungsstücke hinter Glas

Mehr als verstaubte Ausstellungsstücke hinter Glas

Seit dem 24. Mai 2001 präsentiert sich das Musikinstrumentenmuseum Leipzig im neuen Gewand und an neuem Ort. Der alte Sitz der Sammlung, das Grassi-Museum, unterzieht sich in den kommenden vier Jahren einer ausgiebigen Schönheitskur. Damit aber nicht alle wunderschön verzierten Gamben und herrlich quäkenden Rauschpfeifen in Kartons und Kisten versteckt bleiben, können 50 Instrumente im Übergangsmuseum gegenüber der Thomaskirche bewundert werden.

Caroline Weiss, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, freut sich, dass sich der Umzug mittlerweile nicht nur unter Kulturreisenden und Kirchenchören herumgesprochen hat: »Die Fahnen an der Tür weisen den Weg. Zwar können wir von den insgesamt 5.000 Exponaten im Moment nur einen kleinen Teil ausstellen. Aber unser Museum ist trotzdem spannend und ein Stück Schönheit.«

Schulklassen sind vor allem vom Klanglabor begeistert. Hier können Kids Trommeln, Rasseln und Tröten aus aller Herren Länder unter die Lupe nehmen und nach Herzenslust Krach machen. Sogar eine karibische Steeldrum lädt im Klanglabor zum Ausprobieren ein. Logisch, dass so ein Museumsbesuch gleich doppelt soviel Spaß macht, wenn die Ausstellungsstücke mehr als angeschaut werden dürfen.

Das Museum ist keine Anreihung toter Gegenstände

In Leipzig wird der Musikunterricht mit Leben gefüllt, denn auch Trompeten und Geigen können unter fachmännischer Anleitung Töne entlockt werden. »Im Klanglabor werden manchmal selbst die größten Rüpel ganz ruhig und interessiert«, erzählt Weiss schmunzelnd. Sie ist sich sicher, dass die Begeisterung an der Musik niemals an Bedeutung verlieren wird: »Klänge und Töne geben einfach menschliche Gefühle wider, und der Ausdruck durch die Musik ist ein menschliches Grundbedürfnis. Unser Museum lebt und ist keinesfalls nur eine Anreihung toter Gegenstände.«

Auch für Erwachsene hat das Musikinstrumentenmuseum einiges zu bieten. Zu den absoluten Highlights zählt das älteste Hammerklavier der Welt, das schon zur Zeit des Großmeisters Johann Sebastian Bach entstanden ist. Der Privatmann Paul de Witt aus Holland begann zum Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner Musikinstrumentensammlung, die sich heute im Besitz der Uni Leipzig befindet. Ein Großteil der Ausstellungsstücke stammt aus der Epoche der Renaissance. Die Gamben, Lauten, Schalmeien, Rauschpfeifen oder auch Cembali entfalten auf hauseigenen Kammerkonzerten nicht nur ihren unverwechselbaren, höfisch anmutenden Klang. Sie sind mit ihren kunsthandwerklichen Schnitzerein auch wunderschön anzusehen. So ist ein Spinett der Renaissance beispielsweise mit interessanten, islamischen Goldornamenten verziert.

Im Museum bietet sich aber auch ein Blick ins Innere einer großen Orgel. So nah und detailliert können die einzelnen Pfeifen und Register bestimmt in kaum einer Kirche untersucht werden. Wer sich die Interimausstellung am Thomaskirchhof 20 angeschaut hat, freut sich umso mehr auf die Wiedereröffnung des Grassi-Museums in vier Jahren. Dann können noch weitaus mehr Instrumente bewundert werden. Doch auch die kleine Ausstellung ist einen Besuch wert und macht Lust auf mehr. (sh)

Info:

Das Musikinstrumentenmuseum Leipzig ist Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Führungen für Erwachsene und Kinder sind nach vorheriger Absprache telefonisch unter 0341/21 42 125 oder musik.museum@uni-leipzig.de möglich.

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