Das Problem: Jeder Student braucht irgendwo ein Zuhause
Der Eintritt in das Studentenleben birgt einige Schwierigkeiten in sich. Da gilt es, einen Weg durch das anfängliche Uni-Chaos zu finden, die besten Kneipen der Stadt ausfindig zu machen und neue Freunde für lange Abende und kurze Nächte kennen zu lernen. Die Frage, die sich jeder Student jedoch vor alledem stellen muss, ist die Frage nach der neuen Unterkunft. Bleibe ich bei meinen Eltern? Finde ich eine Wohngemeinschaft? Was ist mit dem Studentenwohnheim? Oder doch lieber allein? Jeder muss seinen Weg finden - es gibt mindestens so viele Lösungen, wie Fragen. WG oder eigene Wohnung - konträrer könnten die Meinungen nicht sein...
Ein Studentenleben in der WG...
Ich schließe die Tür auf und bin zu Hause. Auf meinem Bett liegen die Süddeutsche Zeitung und die Post, die Nico am Morgen mit nach oben genommen hat. Christian ist in der Küche und spült Geschirr. Martina freut sich, dass sie mit ihrem Referat fertig ist. Die Kaffeemaschine röchelt. Im Gang steht ein Sofa, das Klaus, als er ausgezogen ist, hier gelassen hat und in der Anrichte - reinstes Gelsenkirchener Barock - stapeln sich die Teller, die vier verschiedene Elternpaare für ihren Nachwuchs ausrangiert haben. Seit zweieinhalb Jahren wohne ich in einer WG im Rudolf-Harbig-Weg, einer Anlage des Studentenwerks, und mag mir nichts anderes mehr vorstellen.
Sicher, alleine gelebt habe ich auch schon. Die ersten zehn Monate in Münster habe ich in einem 12 qm Zimmer mit Bad und Küche auf dem Gang in einem Studentenwohnheim verbracht. Alleine war ich oft, ungestört eher selten, sei es weil meine Nachbarin ihr Fensterbrett staubgesaugt hat, sei es weil irgendwo in dem hellhörigen Gebäude irgendwelche Leute herum gelärmt haben.
Mir tun sie leid, die Einsiedler in ihren 18 qm Wohnwaben, die sich, wenn sie nach Hause kommen, nur mit ihrem Fernseher unterhalten können. Und dafür tüchtig zahlen. Uns vier, allesamt Studenten, kosten unsere etwa 15 qm großen Zimmer um die 360 Mark inklusive aller Nebenkosten, nebst großer Küche zum Parties feiern und einem Balkon. Sicher ist eine WG kein Familienersatz, sicher streiten wir uns auch mal über den Putzplan oder gehen uns lieber aus dem Weg.
Doch manchmal, wenn wir abends bei Rotwein und selbstgemachter Pizza in der Küche sitzen und endlos über unser Leben, das Studium und den ganzen Rest philosophieren, sind wir so was wie Freunde. (tt)