Versorger-Ranking Gaspreisliste hat Schönheitsfehler

Von Daniel Hopkins
Gas ist nicht gleich Gas: Jedenfalls nicht, wenn die Verbraucher ihre Rechnungen vergleichen - bis zu 384 Euro macht der Unterschied laut Rangliste des Bundeskartellamts aus. Eine Liste mit Tücken - das Schlusslicht ist gar keines.

Cornelia Kolberg von den Städtischen Werken Magdeburg freut sich. Die Gesellschaft führt die vom Bundeskartellamt veröffentlichte Rangliste der günstigsten Gasversorger Deutschlands an. "Wir führen unsere niedrigen Preise auf die guten Lieferbedingungen zurück", sagt die Unternehmenssprecherin zu stern.de. Man habe geschickt verhandelt und die Verträge zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als der Ölpreis - an dem die Gasentgelte gekoppelt sind - relativ niedrig war. "Außerdem haben wir unsere Arbeitsabläufe optimiert", so Kolberg. Die Städtischen Werke Magdeburg nutzen zudem Synergien, die sich durch zahlreiche Beteiligungen an anderen Geschäftsfeldern ergeben. "So wird zum Beispiel überall mit der gleichen Software gearbeitet", sagt sie. Das sei mitunter ein erheblicher Kostenvorteil.

Ein Rechenfehler sorgt für Verschiebungen

Möglichkeiten von Synergien bleiben der vergleichsweise kleinen und jungen Stadtwerke Walldorf nicht. Nach Recherchen von stern.de bilden sie tatsächlich das Schlusslicht der Rangliste. Das Bundeskartellamt führt bisher noch Inngas als teuersten Anbieter auf. Ein Rechenfehler. Das Unternehmen lieferte eigenen Angaben nach der Bundesbehörde falsche Daten. Somit belegt Walldorf nun den letzten Platz.

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"Wir bemühen uns wirklich, den Kunden attraktivere Preise zu bieten", sagt Geschäftsführerin Carolin Buchardt. Doch der Markt erschwere ihnen dieses Vorhaben. "Wir befinden uns am Ende einer sehr langen Lieferkette", so Buchardt. Die Stadtwerke hätten lediglich zwischen zwei Gaslieferanten wählen können. "Der liberalisierte Markt ist noch nicht voll im Gange." Mehr Spielraum bei Verhandlungen und vor allem mehr Auswahl bei Gasanbietern erhoffen sich die Walldorfer unter anderem durch die geplante Anbindung an das Ferngasleitungsnetz im August dieses Jahres. Ob sich dadurch die Preislage im Sinne des Kunden bessert, "liegt daran, ob der Markt auch mitspielt", so Buchardt. Zum Januar hätten die Stadtwerke Walldorf bereits die Entgelte gesenkt - trotz Defizits. "Das führt die Liste des Bundeskartellamts aber leider nicht auf", sagt die Geschäftsführerin. Die Vergleichsdaten stammen vom November vergangenen Jahres und seien dadurch längst überholt.

"Hier werden Birnen mit Äpfeln verglichen"

Auch der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft mit Sitz in Bonn kritisiert die Veröffentlichung des Rankings. "Hier werden Birnen mit Äpfeln verglichen", sagt Pressesprecher Marian Rappl. Die Bundesbehörde habe wichtige Kriterien bei ihrer Berechnung nicht mit eingerechnet. Daher sei die Liste "sehr wenig aussagekräftig und spiegelt die Realität nicht wider." Schwer würden etwa strukturelle Unterschiede wiegen. "Die Infrastruktur spielt eine wichtige Rolle bei den Investitionskosten", sagt Rappl. Zudem seien Konzessionsabgaben nicht berücksichtigt worden.

Das Bundeskartellamt bereitet sich auf die nächste Erhebung dieser Art vor, wie Irene Sewczyk von der Bundesbehörde auf Anfrage mitteilt. "Jedoch kann auch dann nicht das komplizierte Geflecht verschiedener Kriterien, die für die Gaspreisgestaltung verantwortlich sind, dargestellt werden", sagt sie. Lediglich der Endpreis sei schließlich ausschlaggebend. Man bemühe sich aber die Daten des kommenden Preisvergleichs früher als bisher zu veröffentlichen.

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