Rote Kleider hängen an Kreuzen am Straßenrand zum Gedenken an die toten Kinder von Ureinwohnern in Kanada: Der Fund eines Massengrabes von 215 Kindern in der Stadt Kamloops im Sommer 2021 hat den weltweiten Wettbewerb "World Press Photo" gewonnen. Es stammt von der Kanadierin Amber Bracken, wie die Jury am Donnerstag in Amsterdam bekanntgab. Zur Auswahl standen 65.000 Bilder von mehr als 4000 Fotografen aus 130 Ländern. Das beste Einzelbild aus Europa nahm Konstantinos Tsakalidis für Bloomberg News auf. Es zeigt die riesigen Waldbrände auf der griechischen Insel Evia im Sommer 2021.
Im Mai wurden der "World Press Photo Award 2022" vergeben, nun zeigt eine von "Geo" und stern präsentierte Ausstellung die Fotos in Hamburg. Vom 21. September bis 17. Oktober 2022 ist die "World Press Photo 2022" im Altonaer Museum (Museumstraße 23, 22765 Hamburg). Montags sowie Mittwoch bis Freitag ist die Ausstellung von 10 bis 17 Uhr zu sehen, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Dienstags hat das Museum geschlossen.
World Press Photo 2022 kommt aus Kanada
Das kanadische Sieger-Foto, das in der "New York Times" veröffentlicht wurde, zeigt Kreuze unter einem dunklen Himmel mit Gewitterwolken und einem Regenbogen. "Dies ist ein Foto, das sich ins Gedächtnis einbrennt", sagte die Juryvorsitzende Rena Effendi. "Ich konnte fast die Stille in diesem Foto hören, ein stiller Moment der globalen Abrechnung mit der Geschichte der Kolonisierung, nicht nur in Kanada, sondern weltweit." Der Fund des Massengrabes hatte Kanada zutiefst erschüttert. Jahrzehntelang waren Kinder von Ureinwohnern zwangsweise in Internate gesteckt worden, um sie dort umzuerziehen.
Die Jury zeichnete Fotos in verschiedenen Kategorien aus. Mit der besten Foto-Story gewann der Australier Matthew Abbott: eine Serie über eine uralte Tradition von australischen Ureinwohnern, Land kontrolliert abzubrennen, um unkontrollierte Buschbrände zu verhindern. In der Kategorie langfristige Projekte gewann Lalo de Almeida aus Brasilien mit einer Serie über den bedrohten Regenwald im Amazonas. Die Fotografin Isadora Romero aus Ecuador wurde ausgezeichnet für Fotos über die Folgen der erzwungenen Migration.
Die Auswahl der Sieger erfolgte in diesem Jahr erstmals nach neuen Regeln: Zunächst wurden Preise für sechs Regionen vergeben. Aus dieser Auswahl wurden die globalen Sieger gewählt.