Wenn die Mühle in Ilz am Ilzbach klappert und ein leichtes Dröhnen in der Luft liegt, dann hat Adolf Schafler seinen größten Spaß. Das Dröhnen, einem lauten Summen sehr ähnlich, kommt aus einem Steinhaus, das direkt über die Ilz gebaut wurde. Unten, wo es dunkel ist, dreht sich ein gewaltiger schwarzer Treibriemen um Walzen, eine Turbine produziert Strom, angetrieben vom Bach. Oben, über dem Kraftraum, wo es hell ist, stehen aufgereiht Säcke mit feinstem Weizenmehl, das darauf wartet, dass es zu Nudeln werde.
Info Nudeln
Nudeln frisch zu machen ist einfach, sonst würde sich auch nicht die ganze Welt darauf verstehen. Zu Hause lohnt das Nudelmachen aber nur für gefüllte Nudeln wie Ravioli oder Maultauschen - und für Spätzle natürlich, aber die sind ein Kapitel für sich. Selbst Spitzenrestaurants machen Nudeln, aber nicht von Hand. Sie haben eine Maschine, die ihnen die Kraftarbeit abnimmt. Gastronomen lieben frische Nudeln, weil sie die Garzeit extrem verkürzen. Für zu Hause sind getrocknete Teigwaren perfekt. Verzichten Sie bei Nudeln auf die Beigabe von Öl zum Kochwasser, salzen Sie lieber gut: auf 1 l Wasser kommen 16 g Salz
Die Turbine ist das Hobby von Adolf Schafler. Für das eigentliche Geschäft des steirischen Familienbetriebs ist seine Frau zuständig: Johanna Schafler, 52 Jahre alt, die jüngste Tochter des alten Müllers Trummer, nach dem die Mühle heute noch heißt. Anfang der Sechziger hatte Trummer die verrückte Idee, mit den Italienern ausgerechnet auf dem Feld der Nudel zu konkurrieren - und auch noch davon zu leben. Das Erste klappte, das Zweite nicht. Und so ist es bis heute geblieben. "Man kämpft halt", sagt Johanna Trummer. Aber wenn man schon kämpfen muss, dann richtig. "Unsere Nudeln sind die besten", sagt die Frau, die sonst nicht viel sagen will, aber: So wenig Bescheidenheit muss sein.
Handarbeit dauert - und kostet
Und etwas teurer als alle anderen sind die Schaflers auch, was Frau Johanna sehr bekümmert, wo doch die Weizenpreise generell so stark steigen und keiner weiß, wo das noch endet. Aber das kommt davon, wenn man seine Nudeln wie Kostbarkeiten behandelt, bis sie endlich als Faden feinst, Hausmacher, Suppenmuscherl, Sternchen, Fleckerl oder Spiralen in Tüten landen. Spaghetti gibt es natürlich auch - und was für welche! Aber klingt das nicht irgendwie nach gar nichts, wenn man so schöne andere Namen hat?
Alles geht in Handarbeit. Das kostet. Weil es dauert. Die Eier, in der Regel vier pro Kilogramm, werden von Hand aufgeschlagen. Das Mehl wird aus dem Papiersack geschüttet und mit Wasser vermengt, ehe der Teig, wieder händisch, in die Trockenstraße gelegt wird, wo er bei 35 Grad trocknet. Schließlich werden die Nudeln von Hand portioniert und verpackt. Für das alles haben andere längst Maschinen. Die Schaflers nicht.
Nicht voll bio, aber beste Qualität
Bis auf die Nudelmaschine, die wie ein Augapfel gehütet wird. Importware aus Italien, das Beste, was es seinerzeit gab. Viel mehr ist aber über das Thema Maschine nicht zu erfahren. Nichts soll nach draußen dringen, die Konkurrenz schläft nicht, auch wenn nicht ganz klar ist, wie die Konkurrenz an eine so alte Maschine kommen sollte.
Das Wasser, der Weizen, alles wichtig, sicher. Die Eier sind von um die Ecke, nicht voll bio, aber immer in bester Qualität. Bislang hat sich noch kein Kunde beschwert, dass etwas mit seinen Nudeln gewesen sei. Ganz im Gegenteil. Wenigstens einmal am Tag ruft ein Kunde an, um sich für die schönen Nudeln zu bedanken.
Ein sensibles Geschäft
Zurück zur Maschine. Eigentlich müsste schon längst eine neue her, aber das geht nicht. Dann könnten die Schaflers die Produktion gleich einstellen. Sie müssten nicht. Aber sie würden es tun, so steht es in den Gesichtern von Adolf und Johanna Schafler. Die Nudelproduktion ist ein sensibles Geschäft. Hygiene ist alles, wenn jeden Tag bis zu 300 frische Eier per Hand verarbeitet werden. Regelmäßig kommen Kontrolleure, gefunden haben sie noch nie etwas bei den Schaflers.
2000 bis 3000 Kilogramm Nudeln stellt die Trummermühle pro Monat her. Das ist nicht viel. Da hilft es schon ein wenig, dass Adolf Schafler ein Sägewerk mit in die Familie gebracht hat. Und der Sohn experimentiert mit Kürbiskernöl - irgendwie geht es dann doch.
Wir vom stern mögen die klassischen Hartweizennudeln am liebsten, egal, wie fein oder wie breit. Der Biss ist unübertroffen. Aber auch die Kräuter- und die Steinpilznudeln, "so etwas haben Sie noch nicht gegessen", sagt Erwin Schafler, "die Steinpilznudeln - einfach großartig". Und sieht aus, als wäre er beinahe selbst erschrocken über so viel plötzliche Unbescheidenheit. 500 g klassische Nudeln für 1,90 Euro, Versand ab 4 Kilo, zzgl. Versandkosten.
Kontakt:
Trummermühle, Hofing 1, A-8262 Ilz, Tel.:+43/3385/23 10, E-Mail: trummermuehle@utanet.at