Wenn Café-Ketten wie Balzac Coffee und Starbucks Cold Brew auf ihren Getränketafeln stehen haben, dann weiß man, dass ein Trend im Mainstream angekommen ist. Und man weiß auch, diesen Sommer werden wir ihn alle trinken, den Cold Brew. Aber was ist das eigentlich? Aufgebrühter Kaffee, der kaltgestellt wird? Mitnichten.
Viktoria Ljubek, Besitzerin der Kaffeebar Black Delight in Hamburg weiß mehr: "Cold Brew ist Kaffee, der im Wasser gelöst, bis zu 24 Stunden im Kühlschrank gelagert und erst dann durch ein Sieb gezogen wird." Das Besondere an diesem Verfahren ist, dass der Kaffee kalt extrahiert wird. Das bedeutet, es muss weder Energie aufgebracht werden, noch ist eine Kaffeemaschine von Nöten. Hinzu kommt, dass die Aromen verdichteter sind, als bei aufgebrühten Kaffees. Säuren, die sogenannten Alkaloide, und Bitterstoffe, die manchen auf den Magen schlagen, werden nicht herausgefiltert. Dadurch bekommt man ein Kaffeekonzentrat, das fruchtig, aromatisch und auch süß ist.
Der Legende nach sollen übrigens holländische Seefahrer bereits vor Jahrhunderten Cold Brew getrunken haben. Denn auch auf hoher See wollten die Seebären nicht auf guten Kaffee verzichten. Kalt extrahierter Kaffee ist nämlich bis zu zwei Wochen haltbar.
Kalter Kaffee ist hip
Schon seit einiger Zeit ist Cold Brew in den Großstädten angesagt. In Berlin gibt es den kalten Kaffee beispielsweise in den Kaffeeröstereien Five Elephant oder The Barn. Aber auch in Hamburg, bei Public Coffee Roasters, im Coffee-Shop less political oder eben im Black Delight, wird kalt extrahiert. Dort bietet Viktoria Ljubek sogar Cold Drip an. "Im Gegensatz zu Cold Brew ist Cold Drip ein anderes Extraktionsverfahren. Die Manufaktur Coffeega aus Korea hat das Cold Drip-Verfahren perfektioniert", erklärt die Café-Besitzerin. Hierfür braucht man einen Dripper, ein Bambusgestell, das mehr nach Chemieunterricht aussieht als nach Kaffeegenuss. Dennoch: Das Konzentrat, das nach sechs Stunden Tröpfchen für Tröpfchen in einem Erlenmeyerkolben landet, überzeugt mit seinem kräftigen Aroma, das viel komplexer schmeckt als ein Cold Brew. Das Cold-Drip-Verfahren ist jedoch eher selten, da ein kleines Modell des Drippers bei rund 800 Euro liegen kann. Cold Brew ist ein einfaches Verfahren, auch für zu Hause. Seit Jahren sind beide Verfahren sowohl in Korea als auch in Japan populär. In den USA hingegen trinkt man eher Cold Brew.
So stellt man einen Cold-Drip-Kaffee her
Cold Brew und Cold Drip für Longdrinks und Saucen
Um einen Eindruck von der Aromatik der Kaffee-Verfahren zu erhalten, sollte man die Konzentrate erst einmal pur trinken. Gleich beim ersten Schluck entfaltet sich ein feines Kaffeearoma, das erst ein wenig bitter, dann aber süß schmeckt. Cold Brew und auch Cold Drip sind perfekt für Sommerdrinks geeignet. Mit Tonic, Zitrone oder auch als Longdrink mit Gin oder Wodka. Aber auch für Saucen, wie eine Jus zum Fleisch, passen ein paar Tröpfchen des kalt extrahierten Kaffees hervorragend. Der Sommer kann kommen - und Cold Brew- oder Cold Drip-Drinks stehen bestimmt nun öfters auf den Getränkekarten der Coffee-Shops.