In Oświęcim, der Stadt, welche die Nazis Auschwitz nannten, steht eine Jugendherberge. Jedes Jahr kommen 5500 meist junge Menschen. Sie feiern hier, sie trauern hier – und sie sollen lernen, das Erinnern nicht zu vergessen.
Eine alte Frau betritt eine Jugendherberge. Es ist November, ein Nieselregenmorgen im Süden Polens. Ein grauer VW-Bus hat die Frau, 89 Jahre alt, vor ihrer Wohnung abgeholt und hergebracht, sie saß auf dem Beifahrersitz, eine Dreiviertelstunde lang. Mit dem Chauffeur hat sie über die Medikamente gesprochen, die sie nehmen muss seit ihrem Herzinfarkt vor drei Jahren. Die letzten Meter, vom Parkplatz zum Eingang, hat er sie gestützt, ihre kleine Lederhandtasche getragen, in der schwarz-weiße Familienfotos stecken und ein rotes dreieckiges Stück Stoff, darauf die Nummer, 85282. Die Glastür geht vor ihnen auf.