Nach der Ausstrahlung einer Dokumentation über die begleitete Selbsttötung eines Menschen in Großbritannien reißt die Kritik an der Sendung nicht ab. Ärzte und Hilfsorganisationen in Deutschland und Großbritannien riefen Medien am Donnerstag zu einem Verzicht auf solche Beiträge auf. Erneut wurde vor Nachahmungs-Effekten gewarnt.
Sterbehilfe dürfe nicht "als scheinbar ideale Handlungsanleitung zum Freitod" inszeniert werden, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe. Durch die öffentliche Inszenierung verliere der Sterbende seine Würde. Diese Menschen bräuchten Zuwendung und Linderung ihrer Schmerzen. Dabei könnten ihnen Hospize und die Palliativmedizin helfen. "Wenn nun aber medial dargestellt wird, dass Selbsttötung der vermeintlich leichtere Weg ist, dann wird das unverantwortliche Konsequenzen gerade für labile Menschen nach sich ziehen", so Hoppe.
Auch die Deutsche Hospiz Stiftung sprach von einer "verwerflichen Inszenierung". "Suizid ist ansteckend, Berichte darüber lösen wieder neue Suizide aus", warnte Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung. Heftige Kritik äußerte er an der umstrittenen Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas, die den Freitod des Mannes begleitet hatte. Der Verein sei nicht qualifiziert, professionelle Sterbebegleitung zu leisten. Der Film sei "eine brandgefährliche Werbung für einen Verein, der mit stümperhaften Mitteln seine zynischen Ziele verfolgt", erklärte Brysch. Nach seinen Angaben wäre dem im Film gezeigten Mann ein sanfterer Tod möglich gewesen, wenn einfach die Beatmung eingestellt worden wäre - begleitet von Ärzten und mit entsprechenden Medikamenten.
In dem Film, der am Mittwochabend im britischen Sender "Sky Real Lives" ausgestrahlt worden war und bereits im Vorfeld eine heftige Debatte ausgelöst hatte, wird das Sterben des 59-jährigen US-Bürgers Craig Ewert gezeigt. Der frühere Universitätsprofessor, der an einer unheilbaren Nerven- und Muskelkrankheit litt, hatte sich 2006 in einer Klinik der Sterbehilfeorganisation Dignitas in Zürich das Leben genommen.