Die reichste Frau Frankreichs kann künftig nicht mehr selbst über ihr Milliarden-Vermögen entscheiden: Ein Gericht in Courbevoie bei Paris hat am Montag entschieden, dass die 88-jährige Liliane Bettencourt entmündigt wird. Die L'Oréal-Erbin erhält als Vormund einen gesetzlichen Betreuer: Ihren ältesten Enkel Jean-Victor Meyers. Die Verwaltung ihres Vermögens wird der Tochter und ihren beiden Enkeln übertragen.
Im Juni hatten Ärzte in einem Gutachten festgestellt, die Milliardärin leide unter Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen. Zuletzt hieß es laut Medienberichten, die alte Dame leide unter fortschreitender Demenz. Am Sonntag hatte sie öffentlich gedroht, das Land zu verlassen, sollte ihr eine Vormundschaft vorgesetzt werden.
Familienstreit wurde fast zur Staatskrise
Die Tochter Françoise Bettencourt-Meyers hatte sich monatelang einen erbitterten Familienstreit mit ihrer Mutter geliefert, weil sie die alte Dame von Mitarbeitern und Beratern ausgebeutet sah. So hatte die einzige Tochter der L'Oréal-Milliardärin dem Künstler François-Marie Banier vorgeworfen, die 88-Jährige um fast eine Milliarde Euro in Form von Gemälden, Immobilien, Lebensversicherungen und Schecks erleichtert zu haben. Mehrere Versuche, ihre Mutter entmündigen zu lassen, waren vorher gescheitert.
Der Familienstreit hatte eine Reihe von Affären ausgelöst, die im vergangenen Jahr auch die konservative Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy erschütterten. Neben Steuerhinterziehung wurde der L'Oréal-Hauptaktionärin vorgeworfen, illegale Parteispenden an die konservative Regierungspartei UMP übergeben zu haben. So untersuchte die Justiz, ob eine illegale Spende in Höhe von 150.000 Euro für den Präsidentschaftswahlkampf von Sarkozy im Jahr 2007 floss. Bettencourt verfügt nach Schätzungen des US-Magazins "Forbes" über ein Vermögen von etwa 16 Milliarden Euro.