Deutschland-Besuch Bayern bejubelt "Benedetto"

Bei strahlendem Sonnenschein ist Papst Benedikt XVI in München eingetroffen, eine begeisterte Menschenmenge nahm ihn Empfang. In einer ersten Ansprache warb er für die Weitergabe christlicher Werte - und für die Ökumene.

Mit Begeisterung und "Benedetto"-Rufen ist Papst Benedikt XVI. am Samstag zu seinem sechstägigen Besuch in Bayern empfangen worden. 70.000 Menschen begrüßten Fähnchen schwenkend auf Münchner Straßen und Plätzen das Kirchenoberhaupt. Das letzte Stück in die Innenstadt fuhr der Papst im Papamobil und winkte den Gläubigen an den Straßen zu. Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen hatte Joseph Ratzinger (79) zuvor an die Deutschen appelliert, sich aktiv an der Weitergabe der grundlegenden Werte des christlichen Glaubens zu beteiligen. "Mein Besuch in dem Land, in dem ich geboren wurde, möchte auch in diesem Sinne eine Ermutigung sein", sagte der Papst. Unmittelbar nach dessen Ankunft am Airport läuteten in den katholischen Kirchen Münchens die Glocken.

Zur Begrüßung waren unter anderen Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sowie zahlreiche kirchliche Würdenträger an den Flughafen gekommen. Köhler hieß Benedikt XVI. im Namen aller Deutschen willkommen. Es habe für ihn etwas Bewegendes, wenn sich der Papst so zu seiner Herkunft und seiner Heimat bekenne, sagte der Bundespräsident. Zugleich äußerte er Hoffnung auf weitere Fortschritte bei den Bemühungen um eine Einheit der Kirche. Benedikt XVI. betonte, der Bundespräsident habe ihm mit seiner Hoffnung nach ökumenischem Fortschritt aus der Seele gesprochen: "Wir werden uns mit Herz und Verstand bemühen, dass wir zueinander kommen." Der Papst hob die enge Verbundenheit zwischen Bayern und dem Vatikan hervor. Zugleich betonte er auch die persönliche Motivation seiner Reise. Er kehre auch in seine Heimat zurück, um einige Orte zu besuchen, die in seinem Leben eine grundlegende Bedeutung gehabt hätten.

Nachfolger des heiligen Kobinian

Nach einer Fahrt im Papamobil durch die Innenstadt begab sich Benedikt XVI. zum Marienplatz. Dort hatte er am Pfingstsamstag 1977 nach seiner Weihe zum Erzbischof von München und Freising am Fuße der Mariensäule auf dem Platz für den Schutz für sein Land gebetet. Ebenfalls vom Marienplatz hatte er sich von seinem damaligen Erzbistum München und Freising am 28. Februar 1982 nach Rom verabschiedet. Er erinnerte daran, dass er als Münchner Bischof Nachfolger des heiligen Korbinian war. In Anlehnung an die Legende bezeichnete er sich selbst als "ein Lasttier Gottes". Aber gerade so sei er immer bei Gott.

Ministerpräsident Stoiber erklärte: "Für die Menschen in unserem Land und für mich persönlich geht heute ein Herzenswunsch in Erfüllung: Unser deutscher Papst kehrt in seine bayerische Heimat zurück." Sichtlich gerührt war der Münchner Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter. Obwohl Benedikt XVI. als Papst die Weltkirche anvertraut sei, sei er nicht in weite Ferne gerückt, sagte er. Auch als Papst sei er ein Bayer gelieben.

"Zeit lassen, Mensch zu sein"

Nach Angaben der Polizei waren entlang der Route des Papstes sowie auf dem Marienplatz etwa 85.000 Menschen. Das befürchtete Chaos blieb aus. "Es gab keine nennenswerte Zwischenfälle", sagte eine Polizeisprecherin. Der Papst bleibt sechs Tage in Bayern und besucht den Wallfahrtsort Altötting, seinen Geburtsort Marktl am Inn, das Bistum Regensburg sowie die Stadt Freising. Drei große Messen sind geplant, zu denen rund 600.000 Menschen erwartet werden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, rief dazu auf, den Papst bei seinem Besuch nicht mit zu vielen Erwartungen zuzudecken. Man solle Benedikt XVI. auch "Zeit lassen, Mensch zu sein". In den 17 Monaten seiner Amtszeit ist es bereits die zweite Visite des Papstes in seiner deutschen Heimat. Im August vergangenen Jahres hatte er den Weltjugendtag in Köln besucht.

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