East Side Gallery Berlin Abbrissarbeiten nach Protesten vorerst gestoppt

Die East Side Gallery soll Luxuswohnungen weichen: In Berlin werden weltberühmte und von Künstlern gestaltete Mauerstücke abgebaut. Hunderte Menschen haben dagegen demonstriert - zunächst mit Erfolg.

Nach Protesten sind die Bauarbeiten an der weltbekannten East Side Gallery in Berlin vorerst gestoppt worden. Die Arbeiten, bei denen einige der von Künstlern bemalten Mauerstücke versetzt werden sollten, wurden am Freitag vorerst eingestellt, wie ein Polizeisprecher sagte. Zuvor hatten sich mehrere hundert Aktivisten auf dem Areal versammelt, um gegen den Abbau der Mauerteile zu protestieren.

Mit den neuen Öffnungen in dem insgesamt 1,3 Kilometer langen Mauerabschnitt sollen Zugänge zu einer geplanten Brücke sowie zu dem Neubau eines 14-stöckigen Wohnhauses geschaffen werden. Das stößt bei Künstler- und Bürgerinitiativen auf heftigen Widerstand. Nachdem am Donnerstag bereits mit vorbereitenden Arbeiten begonnen wurde, riefen die Initiativen am Freitag zum Protest auf.

Nach Angaben von Lutz Leichsenring, Sprecher des Verbandes Clubcommission, versammelten sich mehr als 400 Demonstranten an der East Side Gallery, um die Bauarbeiten zu verhindern. Die Polizei sprach von mehr als 250 Teilnehmern. Am Freitagmorgen hatten die Bauarbeiter bereits ein erstes Mauerstück entfernt. Insgesamt geht es laut Leichsenring um 22 Meter Mauer.

"Ein dramatischer Akt von Kulturbarbarei"

Die Arbeiten seien aufgrund der Proteste aber vorerst unterbrochen worden. Die Demonstranten erhoffen sich davon eine "Signalwirkung". Es sei eine "Fehlentwicklung, wenn ein Teil der Mauer aus dem Gesamtkunstwerk entfernt wird, um hochpreisige Wohnungen zu bauen", sagte Leichsenring.

Die Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) kritisierte, dass das weltberühmte Kunstwerke, das den Sieg der Demokratie über die sozialistische Diktatur verkörpere, nun den kommerziellen Interessen eines Investors weichen müsse, sei "ein dramatischer Akt von Kulturbarbarei".

Bei der East Side Gallery im #link;Bauarbeiten; Berliner Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain# handelt es sich um den längste erhaltene Abschnitt der Berliner Mauer. Das Mauerstück wurde 1990 von Künstlern aus zahlreichen Ländern mit großformatigen Wandbildern bemalt und zieht jedes Jahr hunderttausende Touristen an. Zu den bekanntesten Motiven gehören der "Bruderkuss" und der die Mauer durchbrechende Trabi. Das Gesamtkunstwerk steht unter Denkmalschutz. An mehreren Stellen gibt es allerdings bereits Öffnungen, um Zugänge zur Spree zu ermöglichen.

AFP
steh/AFP