Der Hamburger Airport verscheucht Pfandflaschensammler nicht nur mit einem Hausverbot, sondern legt noch Strafanträge nach, sollten die Sammler noch einmal einen Fuß auf das Airport-Grundstück setzen. Allein im vergangenen Jahr kassierten 97 Menschen eine Anzeige. Das unsoziale Vorgehen schien den Flughafen wenig zu stören - allerdings war die Öffentlichkeit geschockt.
Und das zeigt nun Wirkung: Wie das Hamburger Straßenmagazin "Hinz & Kunzt" berichtet, habe der Airport beschlossen keine Strafanzeigen mehr zu stellen. Bis Ende April wolle man sich überlegen, wie weiter mit Pfandsammler verfahren werden soll. Der Airport schlägt vor, dass Sammelbehälter aufgestellt werden, in die Reisende ihre Pfandflaschen werfen können. Der Pfand-Erlös könnte bei einer Obdachlosenorganisation oder auch bei "Hinz & Kunzt" landen. Allerdings: Das Sammeln bleibe weiterhin verboten.
Gegen die Ärmsten der Gesellschaft
Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter von "Hinz & Kunzt" will nicht, dass Pfandsammler verdrängt werden. "Flaschensammeln ist für viele neben Betteln die einzige Möglichkeit, sich über Wasser zu halten", sagt Karrenbauer. "Diese Möglichkeit dürfen wir ihnen nicht nehmen." Er fordert, dass es auch am Flughafen möglich sein muss, Pfandflaschen zu sammeln - natürlich müssten dafür auch Regeln gelten.
Der Flughafen gehört zu 51 Prozent der Stadt Hamburg. Auch an anderen Orten werden Flaschensammler verdrängt. So darf an keinem Bahnhof in Deutschland Pfand gesammelt werden. Im Kampf gegen die Ärmsten der Gesellschaft entwickeln Städte, Behörden und Planer inzwischen überraschende Kreativität. Erst im vergangenen Jahr hatte Hamburg für trauriges Aufsehen gesorgt: In neu konzipierte Mülleimer konnten Pfandsammlern nicht mehr hineingreifen. Erst nach einer Protestwelle rüstete die Stadt einige wenige Eimer mit einem Pfandsammelring nach.
"Hinz & Kunzt" hat eine Petition gestartet, um den Airport zu überzeugen, die 97 Anzeigen gegen Flaschensammler fallenzulassen. "Strafanzeigen gegen arme Menschen sind inakzeptabel", sagt Karrenbauer.