Fußball in Bremen Verband sagt alle Amateurpartien ab: "Muss ein Spieler erst krankenhausreif geprügelt werden?"

Ein Polizist beobachtet ein Fußballspiel von Amateuren
Die Gewalt auf den Fußballplätzen in Bremen nehme zu, sagt Verbandspräsident Patrick von Haacke
© IMAGO / Sebastian Wells
Am Wochenende finden in Bremen keine Fußballspiele im Amateurbereich statt. Die Absage ist eine Reaktion auf regelmäßige Gewaltausbrüche. Was ist da los? 

Herr von Haacke, warum sagt Ihr Verband alle Fußballspiele im Bremer Amateurbereich für das kommende Wochenende ab?
Das Spielverbot soll eine Mahnung sein, ein Zeichen an alle im Bremer Fußball. An Spielerinnen und Spieler, Trainer, Eltern und Zuschauer. Ihnen muss klar sein: So kann es nicht weitergehen. Wir wollen, dass alle mal innehalten. Dass alle sich dem Ernst der Lage bewusst werden. Die Ausschreitungen auf Bremer Fußballplätzen haben zugenommen und wir dürfen das nicht länger hinnehmen. Wir erleben zunehmend einen Exzess der Gewalt. Erst am vergangenen Wochenende ist es zu drei Vorfällen gekommen.

Was ist passiert?
In einem Spiel zweier Herrenmannschaften mit Spielern über 32 Jahren hat sich ein Akteur benachteiligt gefühlt. Er hat den Schiedsrichter angebrüllt und beleidigt, als Nazi, als Dreckssau, das ganze Programm. Bei einem Jugendspiel sind die Zuschauer auf die Gästemannschaft losgestürmt. Unter großen Mühen musste das Heimteam ihre eigenen Fans zurückhalten. Und nach einer Partie im Herrenbereich hat sich eine Massenschlägerei auf dem Platz zugetragen. Es kam zu Jagdszenen. Einem am Boden liegenden Spieler wurde gegen den Kopf getreten. Der Torwart wurde mit einem spitzen Gegenstand bedroht, womöglich mit einem Werkzeug, vielleicht mit einem Messer, das werden die Ermittlungen zeigen. Es gibt Videoaufnahmen, sie werden gerade ausgewertet.

Patrick von Haacke ist Präsident des Bremer Fußballverbandes
Patrick von Haacke ist seit 2023 Präsident des Bremer Fußball-Verbandes. Der Rechtsanwalt ist auch Teil des Vorstands beim Deutschen Fußball-Bund
© Bremer Fußball-Verband

Wie gingen die Vorfälle aus?
Wir können von Glück reden, dass bei den drei Fällen niemand ernsthaft verletzt wurde. Nach dem Wochenende haben wir uns zusammengesetzt, das machen wir immer so. Mein Team und ich prüfen zu Beginn der Woche, was los war auf den Bremer Plätzen. Wir schauen genau hin. Fußball ist ein harter Sport, nicht jedes Foul, das mit einer Roten Karte belegt wird, ist gleich ein Gewaltexzess. Aber alle drei Wochen sitzen wir inzwischen da und müssen über Situationen sprechen, bei denen die Grenzen deutlich überschritten wurden. Und die Häufung dieser Vorfälle nimmt zu.

Was sind die Konsequenzen?
Die Spieler werden sanktioniert und für einige Partien gesperrt. Es finden Gespräche mit den Vereinen statt, mit den Teams, mit allen Beteiligten. Es gibt Kurse und Programme gegen Gewalt im Bremer Fußball. Aber mahnende Worte allein reichen nicht mehr. Nach dem vergangenen Wochenende war uns klar, dass wir anders reagieren müssen. Wir können nicht länger zuschauen. Worauf sollen wir warten? Muss ein Spieler erst krankenhausreif geprügelt werden? Wir wollen uns nicht irgendwann vorwerfen lassen, dass wir die Entwicklung zwar wahrgenommen, aber nicht reagiert haben.