Noch keine Anklage in Spanien Frank Hanebuth kehrt heute nach Deutschland zurück

Der ehemalige Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth kehrt nach Deutschland zurück. Nach dreijähriger Ermittlung hat die Staatsanwaltschaft in Spanien noch keine Anklage erheben können.

Mehr als drei Jahre nach der spektakulären Verhaftung des bekanntesten deutschen Rockers auf Mallorca weiß die spanische Staatsanwaltschaft noch nicht, wofür sie ihn anklagen soll. Nun darf Frank Hanebuth, der Präsident des ehemaligen Hells-Angel-Charters Hannover war, Spanien erstmals wieder verlassen. Er wird am Abend am Steintor erwartet. 

Nach dreijähriger Ermittlung ist es dem spanischen Ermittlungsrichter Eloy Velasco nicht gelungen, etwas vorzulegen, auf dessen Basis der Staatsanwalt Anklage gegen Hanebuth und die anderen damals auf Mallorca verhafteten Hannoveraner erheben könnte.

Was die Polizei Frank Hanebuth vorwirft

Die Staatsanwaltschaft in Madrid verlangte immer wieder Nachermittlungen. Zwischenzeitlich wurden diese auf mehr als 50 Beschuldigte ausgeweitet. Einige davon sind alte Bekannte Hanebuths, anderen konnte kein Kontakt zu der Rockergröße nachgewiesen werden. Manch einer von ihnen kennt Hanebuth wohl nur aus der Zeitung. Bisher haben die Ermittler weder Belege für die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgelegt, noch dafür, dass Hanebuth Frauen zur Prostitution gezwungen oder Geld gewaschen haben könnte.

Alle wesentlichen Verdachtsmomente hatten sich aus Interpretationen angehörter Telefonate ergeben. So wurden Gespräche über den Kauf eines Hundes für die Nutzung eines Geheimcodes gehalten, ein Telefonat über die Restaurierung eines Oldtimer-Pick-Ups für die Planung eines Drogentransports. Beides hat sich inzwischen genauso aufgeklärt, wie auch ein Bombenanschlag am Ammersee, mit dem Hanebuth und die Hells Angels in Verbindung gebracht wurden. Der Täter - kein Hells Angel und kein Bekannter Hanebuths - ist seit zwei Jahren verurteilt. Der Vorwurf, Hanebuth wolle eine Formel-1-Rennstrecke auf Mallorca zur Geldwäsche bauen, erwies sich als Fantasieprodukt.

Frank Hanebuth sitzt im Gerichtssaal
Frank Hanebuth war lange Präsident der Hells Angels in Hannover
© Julian Stratenschulte / DPA
"Ich habe mir hier nichts zuschulden kommen lassen!"

Als am 23. Juli 2013 Spezialeinheiten der spanischen Polizei die Finca eines Freundes von Hanebuth sowie 30 Wohnungen und Bars stürmten, rühmte sich auch die europäische Polizeibehörde Europol in Den Haag mit einem "Schlag gegen 25 Hells-Angels-Mitglieder oder Unterstützer des Motorradclubs". Letztlich waren nur vier der Verhafteten Mitglieder der Hells Angels. Das Landeskriminalamt in Hannover bestätigte damals, keinen Anlass für Ermittlungen gegen Frank Hanebuth zu sehen.

Der Rocker hatte zwei Jahre lang in spanischen Gefängnissen in Untersuchungshaft gesessen, die längste Zeit davon in einem Hochsicherheitsgefängnis bei Cadiz. Nach der Beendigung der Untersuchungshaft durch einen Beschluss des Gerichts im Sommer 2015 war es Frank Hanebuth zur Auflage gemacht worden, sich weiter in Spanien aufzuhalten und sich täglich, zuletzt nur noch wöchentlich, bei einem spanischen Gericht zu melden.

Hanebuth wird vorerst nur für kurze Zeit in Deutschland bleiben und muss sich weiterhin der spanischen Justiz zur Verfügung halten. Es gibt bisher allerdings keinen Prozesstermin. Genauso unklar ist, ob das Verfahren eingestellt wird.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Der ehemalige Boxer und Inhaber einer großen Security-Firma hat zuletzt ein Box- und Selbstverteidigungsstudio in Palma de Mallorca aufgebaut. Es soll im Herbst eröffnet werden.

Kuno Kruse