Der weltweit führende Imageberater für Staaten, Simon Anholt, prognostiziert, dass der WM-Titel dem Ansehen Deutschlands nicht lange nutzen werde. "Für ein paar Wochen vielleicht", sagte der Brite im Interview mit dem stern. Das ergebe sich aus der Erfahrung anderer WM-Sieger. Jedoch bräuchten sich die Deutschen nicht um ihr Ansehen sorgen. "Ich sage euch, die Welt liebt Deutschland." Für ihn sei das eine "Sensation", sagte Anholt dem stern: "Noch vor 60 Jahren galten sie als Kriegsverbrecher. Doch ihr habt die Socken hochgezogen und euch verändert". Markenexperte Anholt erhebt seit 2005 im "Nation Brands Index", was Menschen aus 50 Ländern voneinander halten.
Brasilien erleidet Image-Verlust
Gastgeber Brasilien sieht als "großen Verlierer" der Weltmeisterschaft. Dem stern sagte Anholt: "Ich erwarte für das Image des Landes einen ähnlichen Effekt wie nach der vergangenen WM. Da konnten wir für Südafrika einen Imagerückgang von mehreren Jahren messen." Für beide Länder gelte, dass sie vorher als aufstrebende Wirtschaftsmacht wahrgenommen wurden, bis die Journalisten vor Ort die Armut und Spannungen des Landes beschrieben. "Genauso sind die Menschen jetzt mit der Nase auf Brasiliens Probleme gestoßen worden."
Schlechte Imagewerte habe derzeit vor allem Russland. Anholt geht davon aus, dass die aktuellen Ereignisse in der Ukraine, zuerst die Annektierung der Krim und nun der Absturz des Flugs MH17, dies noch verstärken werden. "Die Schlagzeilen lesen sich jetzt so, als hätte Putin das Flugzeug selbst abgeschossen. Das wird Russland auf Jahre schaden", sagte Anholt dem stern.
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