Die 70-jährige Aktivistin Irmela Mensah-Schramm muss sich erneut vor Gericht verantworten. Wie der "Tagesspiegel" berichtete, legte die Staatsanwaltschaft Berufung gegen eine Entscheidung des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten ein.
Die Rentnerin hatte aus dem Graffito "Merkel muss weg!" - "Merke! Hass weg" gemacht. Nach einer kurzen Verhandlung Anfang Oktober hatte der Richter das Strafmaß niedrig angesetzt und gegen Mensah-Schramm eine Verwarnung ausgesprochen - eine der mildesten Strafen, die das deutsche Recht kennt. Außerdem muss sie die Kosten des Verfahrens tragen. Nur wenn sie sich in einer Bewährungszeit von einem Jahr etwas zu Schulden kommen lässt, muss sie tatsächlich die Geldstrafe von 1.800 Euro zahlen. Das war der Staatsanwaltschaft offenbar zu wenig. Sie fordert, dass Mensah-Schramm die Geldstrafe zahlen soll. Im Plädoyer zweifelte sie die Vorbildwirkung dieses Protests an.
Sie entfernt seit 30 Jahren rechte Schmierereien
Irmela Mensah-Schramm entfernt seit 30 Jahren rechte Schmierereien und Nazi-Symbole aus dem öffentlichen Raum. Ausgestattet mit einem Jutebeutel, auf dem "Gegen Nazis" steht, zieht sie durch Deutschland. Nagellackentferner, Ceranschaber und Lappen sind immer dabei. Auch Spraydosen gehören zu ihrem Arsenal, denn was zu hartnäckig ist, wird kurzerhand übergesprüht.
Mensah-Schramm katalogisiert ihre Säuberungen Rund 100.000 rechte Schmierereien will die 70-Jährige bereits entfernt haben. Die Sticker katalogisiere sie bei sich zu Hause in Ordnern. Die ehemalige Erzieherin und Heilpädagogin an einer Berliner Schule für geistig Behinderte wurde 2015 für ihren Einsatz mit dem Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet. Ihr sei irgendwann klar geworden, dass Hass-Sprüche nicht dadurch verschwinden, dass man sich über sie ärgere, sagte die als "Polit-Putze" bekanntgewordene Frau damals.
Die Wand mit dem von ihr veränderten Graffito wurde laut "rbb-online" wenige Wochen nach ihrer Aktion gänzlich übermalt.