Veröffentlichung zum Weltkindertag "Einige leiden Hunger" – Jedes fünfte deutsche Kind von Armut betroffen

Ein Kind sitzt alleine im Innenhof eines Hochhausblocks
Jedes fünfte Kind deutschlandweit ist von Armut betroffen. Das ist der höchste Stand seit Jahren – und das Problem könnte sich noch verschärfen.
© Patrick Pleul/DPA
Jedes fünfte deutsche Kind leidet laut dem Kinderhilfswerk an Armut. Einige leiden laut dem Verband sogar an Hunger – dabei könnte sich das Problem noch weiter verschärfen.

Auf die weiterhin hohe Kinderarmut auch in Deutschland hat das Kinderhilfswerk anlässlich des Weltkindertages hingewiesen. Jedes fünfte Kind in Deutschland sei derzeit von Armut betroffen, sagte Thorsten Krause vom Kinderhilfswerk am Dienstag dem Sender Bayern 2. Es gebe sogar Kinder, die nicht genug zu Essen bekämen.

Kinderarmut in Deutschland: "Manche Kinder leiden Hunger"

"Wir können uns das vielleicht nicht so vorstellen, wie wir es aus tragischen Bildern aus anderen Teilen der Welt kennen, so ist es nicht, aber es gibt durchaus Kinder, die Hunger leiden", sagte Krause. Dies sei zu beobachten, "bei den Menschen, die an Tafeln um Hilfe bitten, die bei den Archen und bei anderen Sozialeinrichtungen um Unterstützung bitten".

Viele Kinder könnten zudem aus Geldmangel weder an Klassenfahrten oder Kindergeburtstagen teilnehmen, noch mit ihren Eltern jemals in Urlaub fahren, beklagte Krause. "Wir haben mit 20 Prozent der Kinder, die davon betroffen sind mit ihren Familien, mittlerweile auch einen Anteil, bei dem man nicht mehr von einem Randphänomen sprechen kann", gab er zu bedenken.

Steigende Kosten könnten Probleme verschärfen

Das Problem reiche mittlerweile bis in die Mitte der Gesellschaft hinein, die steigenden Energie und Lebenshaltungskosten könnten zu einer weiteren Dramatik führen, warnte der Verbandsvertreter.

Armut bedeute dabei für die Kinder auch, "dass ihr Zutrauen, ihr Selbstvertrauen in sich selbst schwächer ausgeprägt ist." Dies wirke sich auch auf Schulnoten aus sowie auf die Gesundheit der Kinder. Es sei auch unter dem Solidaritätsgedanken kritisch zu beobachten, "dass wir als reiche Industrienation nicht in der Lage sind, diesen Menschen zu helfen".

Kinderarmut: Höchster Wert seit Jahren

Laut Kinderhilfswerk sind, von einer möglichen Dunkelziffer abgesehen, rund drei Millionen Kinder in Deutschland von Armut betroffen. Diese Zahl deckt sich mit den Erkenntnissen der Bundesregierung, wie aus einer Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht. Demnach stieg die sogenannte Armutsgefährdungsquote von unter 18-Jährigen im vergangenen Jahr auf 20,8 Prozent.

Der "Augsburger Allgemeine" vom Montag zufolge ist dies der höchste Wert, der in Auswertungen des sogenannten Mikrozensus seit 2015 gemessen wurde. Damals lag die Armutsgefährdungsquote von Kindern und Jugendlichen demnach noch bei 19,7 Prozent, im Jahr 2020 bereits bei 20,4 Prozent.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Linken-Politiker fordert Grundsicherung für Kinder

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch warnte angesichts der Entwicklung vor einer weiteren Verschärfung der Situation für Millionen Kinder in Deutschland. "Mit der Inflation und den explodierenden Energiepreise droht ein weiterer massiver Anstieg der Kinderarmut", sagte Bartsch der Zeitung. "Wir brauchen jetzt einen Schutzschirm für Familien in Deutschland", forderte der Fraktionschef. "Sie dürfen nach Corona nicht wieder die Verlierer sein."

Die Regierungskoalition müsse dem dritten Entlastungspaket "eine armutsfeste Kindergrundsicherung hinzufügen", forderte er. Die geplante Erhöhung des Kindergeldes um 18 Euro sei deutlich zu wenig.

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AFP
tmo