Trotz Jobwunder und optimistischer Konjunkturaussichten: Kinder sind in Deutschland häufig von Armut bedroht. Fast ein Fünftel der Unter-18-Jährigen lebt in einem einkommensschwachen Haushalt. Das geht aus dem aktuellen WSI-Verteilungsmonitor der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Die Daten zeigen: Ob Armut droht, hängt dabei vor allem von der Region ab, in der ein Kind aufwächst. Wirklich positiv sind die Aussichten eigentlich nur im Süden der Republik. Besonders schlimm ist es in Bremen, Teilen Nordrhein-Westfalens, den neuen Bundesländern und Berlin:
Grafik: Kinderarmut in Deutschland
Hinweis: Bewegen Sie den Mauszeiger über die Regionen oder klicken Sie darauf, um Details zu sehen. Die Karte ist in Regierungsbezirke unterteilt. Diese waren für einige Bundesländer nicht verfügbar, dort stellen wir die Daten auf Landesebene dar. Datenstand ist 2014.
Erfreuliche und unerfreuliche Entwicklungen
Während sich die Situation in den neuen Bundesländern seit 2005 stetig verbessert hat, hat die Armutsgefährdung im Rheinland, im Ruhrgebiet und an der Pfalz im selben Zeitraum kontinuierlich zugenommen. In anderen Problembereichen wie Bremen oder Berlin blieb die Lage weitgehend gleich. Hamburg hat unter den Stadtstaaten die erfreulichste Entwicklung genommen, hat aber noch immer eine vergleichsweise hohe Quote.
Befürchtung: Mehr Kinderarmut durch Flüchtlingswelle
Da der Zustrom von Asylsuchenden seit Jahren ansteigt, befürchten die Experten des WSI (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut) mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen negative Auswirkungen auf die Verbreitung von Kinderarmut. Zum Vergleich ziehen sie exemplarisch gegenwärtige Armutsquoten von Familien mit Kindern heran, die in der jüngeren Vergangenheit in die Bundesrepublik eingewandert sind:
(Frühere) Staatsangehörigkeit | Armutsgefährdungsquote |
Serbien | 47,7 |
Afrika | 43,6 |
Naher und Mittlerer Osten | 34,6 |
Ukraine | 31,4 |
Russland | 22,7 |
Bosnien-Herzegowina | 22,1 |
Insgesamt | 17,0 |
Daten: Destatis 2015 |
Den detaillierten Report "Kinderarmut in Deutschland" gibt es hier.