Nach Einschätzung des CDU-Politikers Heiner Geißler hat die Kirche mit ihrer "Erziehung zu einer verklemmten Sexualität" viel Schuld an den jetzt bekanntgewordenen Missbrauchsfällen in den Jesuitenschulen. Das sagte er dem WDR am Dienstag in der Sendung "eins zu eins". Geißler war Schüler am Kolleg St. Blasien im Schwarzwald, in dem unter anderem Missbrauchsfälle bekanntgeworden waren, und später Novize im Jesuitenorden. Seinen Berufswunsch Priester habe er auch wegen des Zölibats aufgegeben.
Geißler sagte dem Sender zu den Missbrauchsfällen: "Ich habe so etwas nie erlebt und von so etwas auch nie gehört, ich würde sagen, das, was da aufgedeckt wurde, ist atypisch für den Jesuitenorden. Das Neue ist, und das ist etwas Positives, dass die Führung der Jesuiten in die Öffentlichkeit gegangen ist, das muss ein Vorbild sein für die katholische Kirche, die immer eine Vertuschungspolitik betrieben hat."
"Die Kirche muss endlich den Zölibat abschaffen und muss sich befreien, wie das die evangelische Kirche auch getan hat", sagte der Politiker. Auf Dauer sei die "menschenverachtende Konzeption" nicht durchzuhalten. In den Priesterseminaren müsse über die Sexualitätsfrage offen geredet werden, "sonst kriegen wir noch mehr dieser Vorfälle".