Ein Paar, das sich überschwänglich in die Arme fällt. Auf dem Gesicht des Mannes steht pures Glück geschrieben, die Wiedersehensfreude am Londoner Flughafen Heathrow scheint ungebremst. Es ist ein Foto, das derzeit die Twitter-Gemeinde begeistert, hunderte Mal wurde es geteilt. Veröffentlicht hat es die Britin Rose Alhomsi - die Frau, die auf dem Bild zu sehen ist. Sie traf am vergangenen Freitag ihren Verlobten Ahmad wieder: Der Bürgerkrieg in Syrien hatte das Paar im Jahr 2013 auseinandergerissen, kurz nach deren Verlobung.
"Es war nervenaufreibend, es hat sich einfach nicht real angefühlt", sagte Rose Alhomsi zu "BuzzFeed". "Ich konnte keinen Frieden finden, bis ich ihn wiedersehe." Nachdem sich das Paar im Dezember 2012 verlobt hatte, musste es sich bald darauf wieder voneinander trennen, es begann eine Zeit der Angst, der Unsicherheit. Bis vor kurzem wusste Alhomsi noch nicht einmal, ob ihr Partner noch lebt.
Ihre Geschichte erzählte sie dem Online-Portal folgendermaßen: Rose Alhomsi wurde in Großbritannien geboren und wuchs dort auf, besuchte Syrien jedoch jedes Jahr. Ihre Familie und die ihres Verlobten standen sich schon immer nahe. Im Jahr 2009 wurde aus den beiden ein Paar.
Dann kam der Bürgerkrieg - und der Kontakt zwischen Ahmed und Rose brach ab. Beide verloren Familienmitglieder im Kreuzfeuer. Sie arbeitete in einem Medienzentrum in Homs, er in einem nahegelegenen Krankenhaus. Als sich die Lage vorübergehend beruhigt hatte, näherte sich die beiden wieder an. Im Dezember 2012 machte Ahmed Rose einen Heiratsantrag.
Als Mediziner Ahmed lebte Ahmed gefährlich
Kurz darauf machten sie sich mit ihren Familien auf den Weg in den Libanon - ihr Hochzeitskleid hatte Rose auch dabei. Doch Ahmed wurde an der Grenze festgehalten, er durfte nicht ausreisen. Wieder vergingen Monate der Trennung.
Ahmed führte sein Medizinstudium fort und arbeitete nebenbei in Krankenhäusern in Damaskus und Homs. Er war einem hohen Risiko ausgesetzt, Rose las jeden Tag ängstlich die Nachrichten und hoffte, dass ihm nichts passierte.
Ahmed wurde im Gefängnis gefoltert
Ende 2012 wurde Ahmed in Damaskus festgenommen. Rose hörte nichts mehr von ihm. Wieder zurück in Großbritannien, wusste sie monatelang nicht, ob er noch am Leben war.
Im März 2014 wurde er freigelassen - doch er war nicht mehr derselbe. Ahmed wurde im Gefängnis gefoltert, bis heute fällt es ihm nach Angaben seiner Verlobten schwer, über das Erlebte zu sprechen. "Er hat immerzu Schmerzen", sagte Rose zu "BuzzFeed". Was ihm genau widerfahren ist, hat er ihr nie erzählt.

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"Haben geweint und geweint"
Ahmed wusste, dass er das Land schnell verlassen musste. Er floh in den Libanon, ließ sich dort als Flüchtling registrieren. Mitte dieses Jahres waren sie endlich verheiratet, Ahmed erhielt ein Visum für Großbritannien.
"Meine Freunde haben geweint und geweint, als sie das Foto von uns am Flughafen sahen", sagte Rose. Sie blickt optimistisch in die Zukunft. Eine Hochzeitsfeier ist vorerst nicht geplant - wichtiger ist für sie, nun wieder mit Ahmed vereint zu sein. "Nach all diesen Jahren kann ich endlich wieder ruhig schlafen."