Seit ihr Sohn nicht mehr da ist, ist er überall. Im Flur lacht er von Fotos an der Wand, selbstbewusst sieht er aus, die langen Haare zum Zopf gebunden. Dahinter, im Wohnzimmer, haben seine Eltern ihm eine eigene Gedenkstätte auf den weißen Teppichboden gebaut. Mitten im Raum liegen Gemälde, die ihr Steffen gemalt hat, Bilder vom Wald, daneben sein Helm und seine Kletterausrüstung, eine weiße Kerze mit seinem Namen. Sein altes Schaukelpferd.
Er war ihr einziges Kind, sie verloren ihn am 19. September 2018. Da stürzte Steffen Meyn, damals 27 Jahre alt und Medien-Student, während der Räumung des Hambacher Forsts im rheinischen Braunkohlerevier von einer Hängebrücke 20 Meter in die Tiefe. Er starb noch am Unfallort.