Abrechnungen mit der Politik von US-Präsident George W. Bush gibt es zuhauf und nun legt auch noch die ehemalige Außenministerin Madeleine Albright nach. Allerdings beschäftigt sich Albright mit einem bisher eher zu kurz gekommenen Thema, nämlich dem heiklen Verhältnis zwischen Politik und Religion.
In ihrem Buch "Der Mächtige und der Allmächtige" kritisiert sie "natürlich" die aktuelle US-Führung, "plädiert aber ebenfalls für mehr Verständnis zwischen Europa und den USA, den Linken und Rechten und den säkularem und religiösem Denken".
"Realismus und Idealismus müssen verschmelzen"
Albright beschuldigt Bush, seine Präsidentschaft und seine Politik als gottgewollt darzustellen und damit geradezu Antiamerikanismus weltweit zu schüren. "Jeder amerikanische Präsident hat sich in der einen oder anderen Weise auf Gott berufen. Der Unterschied ist die Gewissheit, mit der sich Bush auf die Religion bezieht und sagt, dass Gott auf der Seite Amerikas stehe." Aber die liberale US-Demokratin warnt eindringlich davor, Gott in die aktuelle Politik mit einzubeziehen. Realismus und Idealismus in der US-Außenpolitik dürften kein Gegensatz sein, sondern müssten verschmelzen.
Das Buch
Madeleine K. Albright:
"Der Mächtige und der Allmächtige" Droemer Knaur München
19,90 Euro
Die Tochter tschechischer Flüchtlinge, die christlich erzogen wurde und erst im fortgeschrittenen Alter erfuhr, dass sie jüdischer Abstammung ist, hat ein überaus optimistisches Buch geschrieben. Denn eine der zentralen Fragen des beginnenden 21. Jahrhunderts, die These des Historikers Samuel Huntington vom "Zusammenprall der Kulturen", beantwortet sie mit deutlich zuversichtlich.
Sie ist davon überzeugt, dass die Reformkräfte in der islamischen Welt über die Radikalen und Extremisten die Oberhand gewinnen würden - falls der Westen, und allen voran die USA, sich für eine Politik des Dialogs und Respekts entscheiden. Sie glaube an eine "alle verbindende gemeinsame Menschlichkeit". In Wahrheit sei "der Islam eine friedfertige Religion".
Albright macht die Bush-Politik mit ihrem Unilateralismus und dem Krieg gegen den Irak "ohne Ausschöpfung der diplomatischen Möglichkeiten" für eine verfahrene Weltlage und dem Erstarken der Islamisten verantwortlich. "Den Diplomaten meiner Generation brachte man bei, Ärger zu vermeiden, und es gab wohl kein tückischeres Thema als Religion", schreibt die geschulte Diplomatin und warnt vor missionarischen Eifer vor allem in der aufgewühlten islamischen Welt. Demokratiebewegungen im Nahen Osten müssten "unterstützt", nicht oktroyiert werden. Eine Politik, die die Welt in Gut und Böse aufteile, müsse scheitern, schreibt Albright weiter.